Rezension

Auf diesem Apfelhof möchte man Urlaub machen

Winterapfelgarten - Brigitte Janson

Winterapfelgarten
von Brigitte Janson

Bewertet mit 4 Sternen

Claudia, die lange Jahre in einer Hamburger Parfümerie im Verkauf tätig war, soll intern versetzt werden. Obwohl sie starke Umsätze schreibt, meint die Geschäftsleitung, sie sei für den Verkauf nicht mehr jung genug. Claudia pfeift jedoch auf die Versetzung und kündigt.

Jule, Claudia's Tochter, deren grösster Wunsch „ Berufsreiterin“ war, verkriecht sich depressiv nach einem Reitunfall, der eine weitere Karriere unmöglich macht, in ihrer Wohnung.

Sara, Claudia's Freundin und Jule's Patentante, hat sich von ihrem Mann getrennt, den sie zwar noch liebt, der sie aber, so empfindet Sara, als unsichtbar empfindet.

Drei unglückliche Frauen, die auf einer Landpartie ins Alte Land auf einen verfallenen Apfelhof stossen, der zum Verkauf steht. Eine Chance zum Neuanfang ? Claudia jedenfalls sieht es als Zeichen, denn am Tage ihrer Kündigung fand sie auf einer Sitzbank einen Apfel, der ganz wundervoll schmeckte.

 

Doch zunächst ist es sehr schwer, für Claudia und Sara,im Dorf Fuss zu fassen. Fremde alleinstehende Frauen könnten den dörflichen Ehemännern gefährlich werden. Den unmittelbaren Nachbarn, Johann van Sieck, haben sie schon durch ihre bloße Anwesenheit verärgert, wollte er doch gewinnbringend einen Apfelgarten mit alten Apfelsorten an einen Hamburger Geschäftsmann verkaufen. Überhaupt scheint sich zunächst alles gegen Claudia und Sara verschworen zu haben, Handwerker haben keine Termine frei, das Dach ist kurz vorm Einsturz, die Heizung gibt ihre Tätigkeit auf. Doch Claudia und Sara bleiben und kämpfen um ihren Hof, um ihre Träume.

 

Elisabeth, flieht mit ihrem alten Käfer, nach dem Tode ihres Mannes, mit dem sie keine glückliche Ehe geführt hatte und will sich auf eine lange Reise begeben. Doch diese endet bereits im Alten Land, vor der Tür des Apfelhofes, wegen eines abgefallenen Auspuffes. Elisabeth will nur zwei oder drei Tage bleiben, bis der Auspuff repariert wäre, doch aus den Tagen werden Wochen. Denn auch Elisabeth hat eine neue Heimat gefunden. Ebenso wie Jule, die sich auf dem Hof aus dem Kokon ihrer Depression und ihres Selbstmitleids befreien kann. Und Elisabeth, die mit „dem Herzen gut sieht“ erkennt, was all diese unglücklichen Menschen brauchen, um glücklich zu sein. Und es reicht sogar für gehandicapte Tiere.

 

 

Ein Buch, dass mit viel Herzenswärme geschrieben ist. Die Charaktere sind dem Lesenden sehr schnell vertraut und ans Herz gewachsen, denn sie sind authentisch. Manches ist vorhersehbar, was aber der Geschichte nicht schadet. Auch Humor kommt nicht zu kurz, köstlich die Szene mit Claudia und Sara auf dem Autodach. Ein Buch, das man sehr gerne in einem Zug durchliest und von dem ich mich gerne eine Fortsetzung wünschen würde.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 08. Juli 2018 um 23:01

Ist bestimmt nett. Gut für unterwegs.

Büchi kommentierte am 09. Juli 2018 um 00:42

ja, Wanda, es hat mir wirklich sehr gut gefallen. Als Urlaubs-, wahlweise Garten/Balkonlektüre, trotz des "Winters" im Titel ;-),  wärmstens zu empfehlen ☺

wandagreen kommentierte am 09. Juli 2018 um 06:36

In der extremen Hitze dieses Sommers wäre ich für Winter im Titel, quasi als literarische Abkühlung ganz dankbar.

Büchi kommentierte am 09. Juli 2018 um 17:51

hihihi, gestern sass ich bei Gluthitze, das Buch lesend, auf der Terrasse und bei dem Winterbeschreibungen schauerte es mich angenehm kühlend ^^.