Rezension

Auf Erwin und Lothar muss man sich einlassen!

Erwin, Mord & Ente - Thomas Krüger

Erwin, Mord & Ente
von Thomas Krüger

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Roman, der das Label Kriminalroman auf dem Cover trägt und doch nur sehr bedingt ein Krimi ist. Ein Roman, der seinen Charme und seine Qualität erst beim zweiten Hinschauen erkennen lässt. Ein Roman, mit dem ich mich anfangs schwer getan habe und der mich dann doch sehr berührt hat.

 

Erwin Düsedieker lebt in Versloh-Bramschebek, einem frei erfundenen Ort in Ostwestfalen. Er wohnt dort in seinem Elternhaus, das zu Zeiten seines Vaters nicht nur der Wohnsitz der Familie war, sondern diesem auch als Polizeiwache diente. Erwins Eltern sind lange tot, behalten hat er das Haus und die alte Polizeimütze seines Vaters. Diese trägt er mit Stolz durchs Dorf, aber auch nicht immer. Da gibt es an manchen Tagen sehr feine Unterschiede. Erwin ist bescheiden im Denken, die Bewohner sehen in ihm den „Dorftrottel“ und gehen teilweise auch so mit ihm um.

Nur Anni nicht, Anni weiß es besser und Anni vermacht ihm ein Buch: Die Sturmhöhe von Emely Bronte. Erwin tut sich schwer mit der Lektüre, aber er kämpft sich durch – und er macht sich so seine Gedanken über den Roman. Gedanken, die ich in ihrer Einfachheit sehr berührend finde. Und die doch so wahrhaftig und richtig daherkommen.

Mit seiner Laufente Lothar ist Erwin fast täglich im Dorf unterwegs und so verwundert es nicht, dass er unversehens mitten in einen Kriminalfall stolpert. Auf dem Acker eines Bauern hat man menschliche Knochen gefunden, doch welche Dimensionen dieser Fund annehmen wird, ahnen weder die ermittelnde Polizei noch die Leser. Annis Hinweise und das Buch liefern letztlich Lösungshinweise für das Jahrzehnte zurückliegende Verbrechen. Aber bevor es soweit ist, muss Erwin noch ganz tief hinabsteigen - in die Vergangenheit seines Vaters.

Auf Erwin muss man sich einlassen, dann erlebt man ein großes Lesevergnügen. Einschränkungen möchte ich nur zwei machen. Mir waren die erfundenen Namen für Menschen und Orte etwas sehr überzeichnet, das machte die Lektüre anfangs etwas mühsam. Und – Lothar hat  zwar Konturen, kam mir aber etwas zu selten zum Zuge.