Rezension

auf ganzer Linie überzeugend

Moorfeuer - Nicole Neubauer

Moorfeuer
von Nicole Neubauer

Bewertet mit 5 Sternen

"Moorfeuer" aus der Feder von Nicole Neubauer ist der zweiter Fall für das Münchner Ermittlerteam um Hauptkommissar Waechter. Im Moor, auf einem einsamen Abschnitt, verbrennt eine Frau bei lebendigem Leib, das Szenario erinnert an eine Hexenverbrennung auf einem Scheiterhaufen. Die Identität des Opfers ist schnell geklärt, es handelt sich um Eva Nell, die ihren Lebensunterhalt mit Kartenlegen verdiente und deren Tochter Maret ganz in der Nähe mit ihrer Familie lebt. Handelt es sich hier um einen Ritualmord oder ist das Motiv anderweitig zu suchen? Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen.

Ich war von der ersten Seite an von der Story gebannt, denn schon der Prolog macht neugierig und verbreitet eine mysteriöse Atmosphäre. Geht es doch im Prolog um Evas Tochter Maret, die merkwürdige Vorkommnisse in ihrem kleinen Haus im Moor festellt, selbst ihre kleine Tochter glaubt, dass ein Geist im Haus umgeht.

Nicole Neubauer webt eine dichte und komplexe Geschichte, die mich bis zum Ende in Atem gehalten hat. Dabei spielt der Aberglaube, der noch in der Nachkriegszeit in der Region herrschte, eine große Rolle. Es geht um das Treiben selbsternannter Hexenbanner, die mit dem Aberglauben der einfachen Menschen leichtes Spiel hatten. Die Handlung ist schlüssig und jederzeit nachvollziehbar, die Polizeiarbeit sehr gut und authentisch geschildert, inklusive Kompetenzgerangel und die Rivalität zwischen den Abteilungen. Um den Fall zu lösen müssen die Ermittler tief in die Vergangenheit eintauchen.

Die Protagonisten sind wunderbar gezeichnet, Charaktere die lebensecht und durch ihren privaten Hintergrund vielschichtig wirken. Wachter ist ein einsamer älterer Ermittler, der sich seiner Einsamkeit erst bewusst werden muss. Er lebt für seinen Beruf und wird privat zum Retter in der Not. 

Hannes Ehe steckt in einer schlimmen Krise, er ist von seiner Frau entfremdet und das momentane Problem wird für die beiden zur Zerreißprobe.

Zum Team gehören noch zwei weitere Kollegen, die beherzte Elli, die Klartext spricht und "der Hüter des Schweigens", der erst am Ende des Buchs einmal mit Namen erwähnt wird und ansonsten nur eine schweigende Statistenrolle hat. Diese Idee ist so genial, denn dieser schweigsame Typ hat mich bis zum Schluss zum grübeln gebracht.

Ein jeder der Kommissare hat sein Päckchen zu tragen, alle haben ihre Ecken und Kanten. Neben dem Ermittlerteam sind auch die anderen Personen sehr gut charakterisiert, Menschen mit denen ich mitfiebern konnte, mal mehr, mal weniger sympathisch.

Die Handlung ist super spannend,  die Spannungskurve steigt stetig an so dass es unmöglich ist, das Buch auch nur mal kurz zu pausieren. Ich habe bis in die Nacht gelesen, um zu wissen was hinter der ganzen Geschichte steckt. Am Ende gibt es einen grandiosen Showdown der es in sich hat. Besonders gefallen hat mir der atmosphärische und bildhafte Schreibstil, ich hatte Kopfkino, die Schauplätze und Personen sind vor meinem Inneren Auge auferstanden.

Fazit: "Moorfeuer" ist ein Krimi der mich auf ganzer Länge überzeugt hat, wunderbar atmosphärisch, mysteriös und locker geschrieben. Für mich ein Krimi-Highlight des Jahres und unbedingt zu empfehlen.