Rezension

Auf geht's in die Welt der Wanderer...

Wanderer 1: Sand der Zeit - Amelie Murmann

Wanderer 1: Sand der Zeit
von Amelie Murmann

Bewertet mit 4 Sternen

Bald ist das Schuljahr vorbei, und nach den Sommerferien wird Emilia Sommer die Oberstufe besuchen. Dafür will sie allerdings am liebsten auf die angesehene Privatschule „Palaestra Viatorum“ wechseln. Als sie eine Drei in Kunst auf ihrem Zeugnis entdeckt, scheint der Traum aber frühzeitig zu zerplatzen, denn auf dieses Fach legt die Schule besonderen Wert. Dann jedoch stolpert ein Junge im wahrsten Sinne des Wortes über sie – mitten aus einem Gemälde heraus. Genau dieser Junge lädt sie kurze Zeit später ein, an den Aufnahmeprüfungen für die Palaestra teilzunehmen. Was hat das zu bedeuten? Und warum wird Emilia immer häufiger von verwirrenden Träumen überrascht?

Das Buch beginnt äußerst mysteriös mit einem sehr seltsamen Traum der Protagonistin Emilia. Reh, Fuchs, Hund und Löwe treffen sich auf einer Waldwiese – hat das eine Bedeutung, und wenn ja, welche? Bevor der Leser dies herausfindet, lernt er erst einmal Emilia genauer kennen. Diese setzt gerade alles daran, ihre Kunstnote aufzubessern, um ihre Chancen auf einen Platz an der Palaestra nicht zu verspielen. Kurz darauf wechselt die Perspektive zu Max, dem der Leser mitten auf einer wichtigen Mission zum ersten Mal begegnet. Die Perspektiven der beiden wechseln sich von dahin regelmäßig ab, und nach einigen Seiten kommt es zur ersten eher unglücklichen Begegnung der beiden, die für Emilia weitreichende Folgen haben wird.

Ich habe Emilia und Max schnell lieb gewonnen und durch den locker-leichten Schreibstil und den tollen Humor war ich schnell mitten in der Geschichte. Die Ausgangssituation hat mich aber dennoch etwas verwundert, denn damit die Handlung so richtig durchstarten kann, treffen einige ziemlich große Zufälle aufeinander. Ab Emilias Ankunft in der Palaestra hatte ich an der Nachvollziehbarkeit aber nichts mehr auszusetzen und fühlte mich ausreichend aufgeklärt. Dabei erfährt der Leser gemeinsam mit Emilia Stück für Stück mehr über die gänzlich neue Welt, in der sie gelandet ist. So wird dann auch immer verständlicher, was Max überhaupt die ganze Zeit treibt.

Das Tempo der Geschichte ist angenehm hoch und im Nu las ich mich durch spannende, witzige und romantische Szenen. Man darf sich auf gleich zwei Liebesgeschichten mit eher ungewöhnlichem Verlauf freuen, bei ich mitgefiebert habe, ob die Beteiligten sich zusammenraufen können. Von den Nebencharakteren möchte ich unbedingt Kit lobend erwähnen, deren freche Art erfrischend war und mich ständig zum Grinsen brachte.

Schließlich müssen sich die Charaktere immer wieder in spannende und auch wirklich gefährliche Situationen begeben, bei denen eben nicht gleich klar war, dass schon alles gut laufen wird. Den Hintergrund der Jagd fand ich interessant und dank des nötigen Maßes an Erklärungen wusste ich stets, wer warum auf welcher Seite stand und was plante. Zwischen den einzelnen Spannungshöhepunkten erhält der Leser immer wieder Zeit zum Durchatmen und kehrt zumindest für kurze Zeit zu einer Art Normalität zurück. Hier warten ebenfalls tolle Szenen, aber zum Ende hin konnte ich es kaum mehr erwarten, dass es endlich weitergeht. Das Finale konnte mich dann noch einmal überraschen und schließt das Buch gelungen ab.

„Wanderer: Sand der Zeit“ überzeugte mich durch tolle und witzige Charaktere, gelungene Liebesgeschichten und die spannende Umsetzung einer interessanten Idee. Ich vergebe sehr gute vier Sterne. Wer fantastische Geschichten liebt und immer noch auf den Brief aus Hogwarts wartet, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!