Rezension

Auf jeden Fall mal etwas anderes

Die goldenen Wölfe (Bd. 1) - Roshani Chokshi

Die goldenen Wölfe (Bd. 1)
von Roshani Chokshi

Bewertet mit 3.5 Sternen

Paris im Jahre 1889, während viele Gäste für die Weltausstellung die Stadt bereisen, plant der Hotelier und Kunstexperte Séverin Montagnet-Alarie etwas ganz anderes. Mit einer Gruppe von vier weiteren Verbündeten ist er auf der Suche nach einem Artefakt, dem Horus-Auge. Dieses Auge soll ihm helfen, seinen rechtmäßigen Platz in einem der vier in Paris herrschenden Adelshäusern einzunehmen. Denn von den vier Häusern existieren derzeit nur noch das Haus Nyx und das Haus Kore, das dritte Haus, das Haus der Vanth sollte eigentlich von Séverin beerbt werden, doch als Bastard wurde ihm das Patriachat aberkannt. Das vierte Haus ist das gefallene Haus, das schon vor einigen Jahren verbannt wurde. Nun sinnt Séverin nach Rache und dem, was ihm eigentlich zustehen würde, das Haus der Vanth.

Meine Meinung

Dieses Buch ist sowohl optisch als auch haptisch ein absolutes Highlight und der Klappentext, der gleich nach Schatzsuche und Abenteuer klang, machte mich umgehend neugierig. Auch die gesamte Grundidee der Autorin Roshani Chokshi ist einmal etwas ganz anderes, doch ganz davon überzeugt bin ich leider noch nicht, dazu später aber mehr.
Was mir hier sehr gut gefiel, ist der gesamte Stil, mit der die Autorin ihre Welt und ihre Charaktere darstellt. Sie beschreibt bildgewaltig und trotzdem lässt es sich gut und flüssig lesen, da es nicht zu sehr aus- und abschweift.
Mit ihren Charakteren sind ihr ebenfalls ganz besondere Figuren gelungen, die lebendig und authentisch wirken und durch ihre Andersartigkeit eine ganz besondere Ausstrahlung haben. Sieht es auf den ersten Blick so aus, als würde Protagonist Séverin und seine Geschichte im Mittelpunkt stehen, kristallisiert sich schnell heraus, dass auch die weiteren Mitglieder seiner Gruppe genauso wichtig für das Geschehen sind. Diese Gruppe und die Dynamik zwischen ihnen hat mir absolut gefallen, so gibt es selbst in spannenden Momenten durchaus lustige Dialoge, mit denen sich die Charaktere necken. Für viele sind die Menschen der Gruppe Aussenseiter auf Grund ihrer Art, für Séverin sind sie jedoch viel mehr und er akzeptiert sie so, wie sie sind. Einzig was mich hier ein wenig gewundert hat, war das Alter der Charaktere, z. B. Laila wirkte auf mich deutlich älter, als sie es letzendlich war und auf den ersten Seiten habe ich mir sowohl Séverin als auch seinen überaus schlauen Freund Enrique als zwei Herren im mittleren Alter vorgestellt. So passte mir dann ihr eigentliches Verhalten nicht ganz zu dem angeblichen Alter.
Womit ich dann so meine Schwierigkeiten hatte, war der Einstieg in diese Welt, denn die Autorin setzt den Leser mitten hinein, ohne etwas zu erklären. Begriffe, wie das Schmieden, werden zu wenig erklärt und ich brauchte eine Weile, um dahinter zu kommen, was damit gemeint war. So muss man, um das Worldbuilding nachvollziehen zu können, doch höchst aufmerksam bleiben, denn schneller als gedacht, hat man schon etwas wichtiges überlesen. Gemeinsam mit Kerstin von Booknerds by Kerstin, mit der ich das Buch gemeinsam gelesen habe, waren wir uns da schnell einig, es fehlte einfach etwas, um uns in diese Welt zu ziehen und völlig abtauchen zu lassen.
Ab ca. der Hälfte des Buches, nachdem ich dann so nach und nach immer mehr die Hintergründe verstanden habe und nachvollziehen konnte, worum es hier ging, gefiel mir die Geschichte wesentlich besser. Während man im ersten Teil viele Hintergründe zu den einzelnen Charakteren erhielt, gab es nun auch deutlich mehr Action und Spannung.
Das Ende hat dann noch so einige Wendungen und Überraschungen für den Leser parat und auch der Cliffhanger zum Schluss ist vorhanden. Somit bleiben für den nächsten Band noch so einige Fragen offen.

Mein Fazit

Ohne Frage hat Roshani Chokshi hier eine Geschichte entwickelt, die unheimlich viele Elemente in sich vereint. Doch für mich gab es hier einfach zu viele Elemente, wie z. B. das Schmieden oder Begebenheiten, die ich selbst interpretieren musste, von denen ich aber eigentlich gar nicht weiß, ob es wirklich so gemeint war.
Wirklich gelungen fand ich die Charaktere und deren Darstellung, denn hier ist jeder etwas anders und besonders und doch so natürlich wie du und ich und genau so werden sie auch gezeigt.