Rezension

auf Mattias Spuren

Nach Mattias
von Peter Zantingh

Bewertet mit 4 Sternen

Mattias ist nicht mehr da, er wurde nur Mitte Dreißig. Warum das so ist, bleibt dem Leser lange verborgen. Aus der Sicht verschiedener Menschen erfährt man welche Auswirkungen das Fehlen von Mattias für sie und ihr weiteres Leben hat. 

Die Berührungspunkte, die sie mit Mattias hatten, sind sehr unterschiedlich. Für seine Freundin Amber, die Mutter Kristiane oder den besten Freund Quentin ist die Lücke sehr groß, sie haben Mühe sie zu füllen, die Trauer ist noch überwältigend. Aber auch Menschen, die ihn nur flüchtig oder gar nicht kannten, sind mittelbar oder unmittelbar betroffen. So freut sich z.B. ein Blinder über einen neuen Laufbegleiter, der ihm sein Hobby wieder ermöglicht. Für Quentin ist das gemeinsame Laufen eine Art der Trauerbewältigung, für den Blinden eine gute Fügung.

Für jeden war Mattias ein Anderer, jeder teilte nur bestimmte Bereiche bzw. Lebensabschnitte mit ihm und so erfährt man unterschiedliche Charaktereigenschaften und Erinnerungen über Mattias, aus denen sich ein vages Bild ergibt. 

Im Fokus steht jedoch, wie die Menschen ihr Leben nach Mattias gestalten. 

Die einzelnen Geschichten der „Hinterbliebenen“ reihen sich zunächst wie einzelne Kurzgeschichten aneinander, aber es gibt kleine Schnittmengen, die sich im Verlauf immer mehr zu einem Bild verdichten. Der Autor hat dies sehr geschickt inszeniert. 

Trotz des ernsten Themas wirkt die Lektüre nicht nur negativ oder traurig.

Erst sehr spät erfährt der Leser, warum Mattias so plötzlich verstarb. Der Autor versucht über diese Ebene einen aktuellen gesellschaftlichen Bezug mit einzubauen, was aufgrund der Kürze nicht richtig gelingt. 

Wer Mattias war, kann ich nach diesem Buch nicht sagen, denn mir wurde nur von ihm erzählt. Aber was ihn für Andere ausmachte konnte ich deutlich spüren.

Eine berührende Lektüre, die nachdenklich macht. Was bedeuten wir anderen Menschen? Wie werden wir gesehen? Was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr da sind?