Rezension

Auf nach Buchhaim, in die Stadt der Träumenden Bücher

Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers

Die Stadt der Träumenden Bücher
von Walter Moers

Zum Glück lese ich mittlerweile nicht nur Krimis und Thriller sondern genehmige mir hin und wieder ein wenig Literatur aus anderen Kategorien. Ansonsten hätte ich vielleicht nie zu diesem Buch gefunden und diese fabelhafte Geschichte einfach verpasst. 

Normal wollte ich mit seinem Nachfolger "Das Labyrinth der Träumenden Bücher" beginnen, wurde aber zum Glück darauf hingewiesen, erstmal dieses zu lesen. 

Ob mich das Buch begeistern konnte? Begeistert trifft es nicht einmal ansatzweise, aber dazu jetzt mehr.

Da schlägt man ein Buch auf, mit der Hoffnung auf eine interessante Geschichte mit tollen Charakteren und einem spannenden Abenteuer und dann bekommt man "Das". Ein Buch das mich förmlich aus den Lesesessel haute, mich packte, fest hielt und nicht mehr los ließ. Das Beste aber war, das ich überhaupt nicht los gelassen werden wollte. Ganz im Gegenteil, am liebsten wäre ich in das Buch geschlüpft nur um noch näher an dem zu sein, was ich da erlas. Also, falls jemand eine Option gefunden hat um in ein Buch zu wandern, bitte melden, denn ich will da rein. 

Der Einstieg ins Buch fing schon unterhaltsam an, in dem man darauf hingewiesen wurde, was einem grob erwartet. Hierbei erlaubte sich der Autor auch gleich mal einen kleinen Scherz und beleidigte die, die vielleicht zu feige wären um sich in seine Geschichte zu trauen. Natürlich wurde man dadurch nur noch mehr angestachelt das Buch zu lesen, zumal sich wohl kaum einer als Memme bezeichnen lässt. 

Als die ersten Seiten verflogen waren, hatte ich das Gefühl selten so sehr in einem Buch willkommen zu sein. Es passte einfach alles. Die Schreibweise hielt mich fest, sorgte für meine Unterhaltung und war trotzdem sehr leicht und luftig. Gerade da dies mein erstes Buch vom Autor war, hatte ich große Bedenken wegen des Schreibstils. Immerhin hätte man mich auch in eine wirre Geschichte schmeißen können. Besonders schön war es, das man als Leser stets mit "mein Freund" angesprochen wurde. Ich fühlte mich dadurch angesprochen und gleich noch ein Stück wohler.

Die Story mit nur einem Wort zu beschreiben ist fast unmöglich. Denn ein "begeistert" allein trifft es nicht einmal ansatzweise. Dutzende Wörter würde mir im Akkord einfallen und nur alle zusammen würden eine Beschreibung des Inhalts ermöglichen. 

Herr Moers schafft es, uns in eine Welt zu bringen, die voll von Wesen ist, die wir noch nicht kennen, die mit Abenteuern gespickt ist, die wir nie erwartet hätten und in der Dinge geschehen, die wir nicht vorhersagen können. Emotional gesehen befinden wir uns durchweg auf einer Achterbahnfahrt, die erst beim Beenden der letzten Seite ein Ende findet. Dazwischen lachte man, weint man, reißt die Augen auf oder ekelt sich, aber alles mit Freude. Die vielen Illustrationen sorgen für einen zusätzlichen Spaß, da sie die Vorstellungskraft enorm ankurbeln.

Im Buch geht es zudem um ein Manuskript, welches das non plus ultra der literarischen Schreibkunst sein soll. Einmal gelesen, kommt kein anderes Werk an es ran. Genau dieses Gefühl durchströmt mich bei dem Gedanken an dieses Buch. Ob im Manuskript vielleicht Seiten des Buches standen? Wer weiß!

Hildegunst von Mythenmetz, für mich der neue Star am Dinosaurier-Himmel. Doch im Buch ist er kein Saurier sondern ein Lindwurm von der Lindwurmfeste. Er und sein Volk gelten in Zamonien als die besten Dichter und Autoren und haben sogar Dichtpaten, welche den kleinen Lindwürmer die zamonische Literatur näher bringen. Im Falle von Hildegunst ist dies Danzelot, welcher auch dafür sorgt das der Lindwurm sein Abenteuer beginnt.

Wenn es etwas im Buch gibt was einen dem Atem stocken lässt, dann die Anzahl an Kreaturen, welche ihr Unwesen auf den vielen Seiten treiben. Die meisten lernen wir in Buchhaim kennen, einer Stadt, die allein für Bücher lebt. 
Von gefährlich bis herzallerliebst ist für jeden etwas dabei.
Mir haben es besonders die gemeinen Buchlinge angetan, welche dem Begriff Zyklop eine völlig neue Bedeutung geben.

Allgemein werden die meisten Begriffe dermaßen verdreht, das am Ende etwas völlig neues dabei heraus kommt. 

Besonders gefallen hatten mir es aber die Beschreibungen der Wesen, da diese an Details förmlich platzten. Selbst ohne die Illustrationen hätte ich mir jeden von ihnen mühelos vorstellen können. Für fast alle Kreaturen wurde eine Geschichte gebildet, die beschrieb, wie diese entstanden oder woher sie kamen. Allein darüber würde ich mir ein Buch ala "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" wünschen, da wir bestimmt noch nicht alle Wesen von Zamonien kennen lernen durften. 

Glaubt mir ich würde euch gerne mehr zum Buch erzählen, aber dann würde ich euch die Spannung nehmen und ohne Ende spoilern. Falls ihr mutig seit, Abenteuer liebt und dabei die Dunkelheit nicht scheut, Enttäuschungen weg stecken könnt und immer wieder für eine Überraschung gut seit, dann traut euch an dieses Buch und erlebt dessen Geschichte und Wesen. Vielleicht seit ihr dann dankbar, das ich euch nicht alles erzählt habe, sondern aus vielem ein Geheimnis gemacht habe.

Hier passt einfach alles, denn das gesamte Cover könnte eine Illustration aus dem Buch sein. Die vielen Bücher welche an die Antiquariate und die Katakomben von Buchhaim erinnern und dann der kleine gemeine Buchling, welcher gerade die Literatur seines auserwählten Schreibers lernt. 

Da darf auch der Schreibstil vom Namen des Autors und der des Buchtitels etwas dezenter sein. Hier setzte man auf eine leicht lesbare Schrift, was ich durchaus verstand.

Literatur, die bewegt und nach allen Sinnen greift.
Das Öffnen eines Buches wird von nun an ein Kraftakt sein, da man seinen eigenen Büchern nicht mehr trauen kann und auch Musik wird man völlig neu bewerten. Ein grandioses Märchen für Buchliebhaber.