Rezension

Auf nach Porto

Die Mauern von Porto - Mario Lima

Die Mauern von Porto
von Mario Lima

Bewertet mit 4 Sternen

Die Stärke des Romans liegt in der Schilderung des alten Viertels von Porto.

Nach einem Brand in einer der engen Straßen des ältesten Teils von Porto findet die Feuerwehr in einem leerstehenden Haus zwei Skelette. Inspector Fonseca und sein Team stochern zunächst im Dunklen, was Identität der Mordopfer, Motiv und Täter angeht. 

In diesem dritten Band der Reihe entführt Marion Lima die Leserschaft in das Bairro da Sé. Er schafft es wunderbar, die Atmosphäre des verwinkelten und heruntergekommenen Viertels zu transportieren, unterstützt durch die Stadtpläne in den Umschlagseiten. Zu dem bekannten Ermittlerteam ist Tété Marinho, energisch, sensibel und angolanischer Abstammung, bereichernd hinzu gestoßen. Als Neuling liefert sie ihrer Kollegin Ana einen gewichtigen Anlass, viele Details aus früherer und jüngerer Geschichte und aktuellen sozialen Umständen zu erklären. Auch das hilft, das Flair der Stadt so stimmungsvoll zu übertragen. Insbesondere werden Unterschiede zu Deutschland deutlich, was die Rechtsprechung angeht, die aus gutem Grund ausgiebig thematisiert wird. Hier wird ein Anliegen des Autors deutlich.

Abgesehen von dem Hauptverdächtigen sind die Personen recht sympathisch. Ihre Ausarbeitung ist gut gelungen, automatisch nimmt man Anteil an ihren Schicksalen.

Der Kriminalfall indes kommt etwas einschichtig daher. Von Beginn an ist der Täter bekannt, wenig Überraschendes wertet die Story auf. Von daher hält sich auch die Spannung in Grenzen.

Schritt für Schritt begleitet man die Polizei bei ihren Ermittlungen. Dabei ist man ihr, was den Wissensstand betrifft, stets voraus. 

Ähnlich unkompliziert ist der Schreibstil, der zu raschem Lesen einlädt und Leser*innen das Buch rasch verschlingen lässt.

 

Wer also einen anspruchsvoll konstruierten, packenden Krimi erwartet, könnte hier enttäuscht werden. Die Stärke des Romans liegt ganz eindeutig bei der Schilderung von Flair und Milieu der alten Stadt. Die ist so hervorragend gelungen, dass einen beim Lesen ein außerordentlich heftiges Fernweh packen kann.