Rezension

Auf Spurensuche im Sarntal

Bei den Tannen -

Bei den Tannen
von Lenz Koppelstätter

Gefährlicher Aberglaube in engen und abgelegenen Südtiroler Tälern

Das war mein dritter Band um Commissario Grauner in Südtirol und ich tat mich schwer damit. Ich hatte vorher Band 1 und Band 8 gelesen, bin also nicht in der Reihenfolge geblieben, was aber auch kein Problem darstellt, da Entwicklungen der letzten Bände, wenn sie eine Rolle spielen, wieder aufgegriffen oder erinnert werden.

Hier ist es der Tod des Kollegen Piero Marché, offenbar Thema in Band 6, der Grauner und Saltapepe schwer zu schaffen macht. Saltapepe ist seither nicht wieder zum Dienst erschienen, lediglich Silvia kümmert sich immer wieder um ihn und versucht, ihn zurückzuholen. Zum Schluss ist er dann tatsächlich wieder mit von der Partie.

Im stillen Sarntal unweit von Bozen liegt eines der besten Restaurants der Welt. Hier kommt eines Abends die Gourmetkritikerin Carla Manfredi zu Tode. Das ganze Tal ist sich einig: Es war die Köchin, denn die Köchin ist die Nachfahrin einer Hexe und damit selbst eine Hexe. Jahrhundertealte Rechnungen scheinen wieder offen zu liegen und wollen beglichen werden. Am Tag darauf brennt das Restaurant ab, wenig später die Latschenkieferfelder unterhalb der Berggipfel.

Die Lösung ist kompliziert und vielschichtig und dürfte sich nur wenigen schon vorher erschlossen haben. Interessant ist aber, wie gut in diesen abgelegenen Tälern das Gedächtnis funktioniert. Einmal als Hexe gebrandmarkt, hat man es Jahrhunderte später immer noch schwer, am Ort Fuß zu fassen. Und sollte der Wille zur Versöhnung da sein, kann er von der nächsten Generation schon wieder konterkariert werden.

Was war es nun, was mir das Lesen und Verstehen schwer machte?

Nachdem auch das Kommissariat lange nur der Spur in die Vergangenheit gefolgt war, ergab sich kurz vor Buchende eine ganz neue Wendung. Nun kann man es der personellen Unterbesetzung des Kommissariats zuschreiben, aber tatsächlich war nicht in alle Richtungen ermittelt worden und die letzte Spur ergab sich aus reinem Zufall. Wäre da nicht die Schildkröte gewesen…. Und so wirkt die Ermittlermethode eher unorthodox, unsystematisch und etwas verworren. Für mich wurde auch lediglich der Mord am Ende geklärt, bei den Brandstiftungen bin ich mir auch beim zweiten Lesen unsicher, wer denn hierfür verantwortlich gemacht werden kann.

Positiv hervorzuheben sind aber auf jeden Fall die Beschreibungen der engen Täler um Bozen. Man kennt Brixen, Bozen und Meran aber gerade diese Täler mit ihren Menschen scheinen eine eigene Welt für sich zu sein. Und die Küche Südtirols ist auf jeden Fall immer einen Besuch wert.