Rezension

Auf wahren Tatsachen beruhend und mitreißend erzählt!

Das Haus des Kolibris - Vanessa Lafaye

Das Haus des Kolibris
von Vanessa Lafaye

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Haus des Kolibris“ erzählt aus einem dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte, basierend auf einer wahren Begebenheit. Dem sehr interessanten und lehrreichen Nachwort zufolge hält sich Vanessa Lafaye auch recht genau an die tatsächlichen Begebenheiten und hat die tragische Liebesgeschichte zwischen einer Mulattin und einem Weißen im Key West des Jahres 1919 spannend und mitreißend als Roman adaptiert.

In der Rahmenhandlung, angesiedelt im Jahr 1993, geht es um einen sehr außergewöhnlichen Kriminalfall. Eine hochbetagte, über 90jährige Dame erschießt auf offener Straße einen im Rollstuhl sitzenden alten Mann mit einem historischen Colt. Was sind die Hintergründe der Tat? Und warum sagt Alicia Cortez, dass nun endlich die alten Schulden beglichen sind?

Im historischen Teil des Romans, der fast das ganze Buch einnimmt, erfährt der Leser den Grund für die späte Rache und darf die Jugend Alicias miterleben. Sie kommt aus Havanna nach Key West, weil sie sich nach einer Misshandlung durch ihren Ehemann zur Wehr gesetzt hatte und nun in Kuba nicht mehr sicher ist. Ihre Familie hat sie im „Tearoom“ einer Verwandten untergebracht und glaubt sie damit in Sicherheit. Als Alicia ankommt, ist sie entsetzt: der „Tearoom“ entpuppt sich als zwielichtiges Etablissement und Alicia kann sich nicht vorstellen, dort ihr Dasein zu fristen. Als ihre Verwandte kurz darauf verstirbt, bleibt Alicia keine Wahl: wenn sie in Key West überleben will, muss sie ihr Leben komplett umstellen.

Alicia ist eine Kämpferin, sie lässt sich von den Widrigkeiten des Lebens nicht unterkriegen und wird innerhalb kürzester Zeit zu einer gewieften Geschäftsfrau. Unterstützung findet sie in dem Kriegsveteranen John Morales, dem die Bar neben ihrem Haus gehört. Bald schon sind sie mehr als nur Geschäftspartner. Doch als sie entscheiden, zu ihrer unkonventionellen Liebe zu stehen anstatt sich zu verstecken, erwecken sie die Aufmerksamkeit des aufstrebenden Ku-Klux-Klan in der Stadt. Mit fatalen Folgen…

Vanessa Lafaye erzählt von den Ursprüngen der vielbeschriebenen Ku-Klux-Klan-Verbindung und von der Art, wie sie versuchte insbesondere einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft auf ihre Seite zu ziehen. Aber auch die Verblendung, mit der Jugendliche zu den Idealen des Klans gelockt wurden, spielt eine große Rolle. Es ist erschreckend, wie schnell die Verbindung an Macht gewann und mit welch rabiaten Methoden sie die von ihnen als minderwertig angesehenen Religionen oder Ethnien einschüchterte und attackierte.

Gleichzeitig ist die Geschichte von Alicia und John aber auch ein Plädoyer für Menschlichkeit, Freundschaft und moralische Stärke. Ich fand den Roman in sich stimmig und mit dem interessanten Nachwort zu den historischen Fakten und zur Entstehungsgeschichte des Buches perfekt abgerundet. Ein Roman, dem ich viele, viele Leser und großen Erfolg wünsche!