Rezension

Aufbruch

Ida - Katharina Adler

Ida
von Katharina Adler

Ida Bauer  -  als Siegmund Freuds „Fall Dora“ erlangte sie Berühmtheit. Doch abgesehen von Freuds Darstellung ihrer Psyche in der Hysterie-Analyse ist über ihr Leben nicht viel bekannt. Idas Urenkelin,  Katharina Adler, versucht nun in ihrem Buch, dem Wesen ihrer Urgroßmutter näher zu kommen.

Mit Bedacht versetzt sich die Autorin in die Person Ida Adler-Bauers. Sie  schildert deren Situation  stets aus dem Blick ihrer Protagonistin und verknüpft sie mit den vorherrschenden sozialen und politischen Bedingungen des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Ida prägen. Dabei geht die Autorin in ihrem Roman allerdings nicht chronologisch vor, sondern „springt“ in der Zeit, während sie uns Ida in unterschiedlichen Altersphasen nahe bringt  -   immer wieder einmal unterbrochen von kurzen Auszügen aus Freuds Hysterie-Analyse als Kontrast zu Idas eigenem Erleben. Liegt der berühmte Psychologe richtig mit seinen Deutungen? Ida selbst denkt anders darüber als ihr Arzt und wehrt sich auf ihre Weise.

Katharina Adler präsentiert dem Leser auf unterhaltsame Art die Ergebnisse ihrer Familien-Recherche, wobei manche Frage offen bleiben muss; denn die Protagonistin selbst kann ihre Erklärungen nicht mehr abgeben. Dennoch: aus  einer Mischung aus realen Ereignissen und Fiktion ist eine spannende Romanbiografie entstanden, die Idas Leben  -  vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund  -  veranschaulicht. Nicht die Patientin als medizinischer Fall steht hier im Mittelpunkt, sondern Ida, der Mensch, und ihr Schicksal.