Rezension

Aufgebaut auf Lügen

Das System -

Das System
von Ryan Gattis

Kurz vor Weihnachten, um genau zu sein am 6. Dezember 1993, wird eine stadtbekannte Dealerin namens Scrappy direkt vor dem Haus ihrer Mutter erschossen. Ein Junkie namens Augie wird zum Zeugen dieser grausamen Tat. Da Augie recht arm ist, entscheidet er sich dazu, die Drogen und die Tatwaffe zu klauen. Kurz darauf wird Augie verhaftet und sagt aus, dass der Mord von zwei Mitgliedern einer Gang - Wizard und Dreamer - begangen worden ist. Bei einer Hausdurchsuchung findet man die Tatwaffe bei Dreamer und Wizard und die beiden Gangmitglieder wandern ins Gefängnis. 

Das Problem: Wizard und Dreamer wissen, dass ihnen jemand die Tat angehangen hat. Deswegen soll Dreamers bester Freund Little herausfinden, wer für das alles verantwortlich ist. 

 

Freunde der weltbekannten Serie „Prison Break“ werden bei diesem Buch auf ihre Kosten kommen. Dennoch geht es hierbei nicht um einen geplanten Gefängnisausbruch, sondern um ein System in der Gesellschaft, in denen einzelne Mitglieder die Fäden ziehen und Vorteile aus aufgestellten Lügen ziehen. 

 

Interessant finde ich in diesem Buch die zahlreichen Perspektiven. Bevor ich mit dem Lesen angefangen habe, ging ich davon aus, dass wir den Plot hauptsächlich aus der Perspektive von Dreamer und Wizard verfolgen. Dem ist aber nicht so. Die Handlung wird aus über sechs Figurperspektiven erzählt. Dabei nimmt jede Figur eine essentielle Rolle in diesem Plot ein. Wir begegnen den Gangmitgliedern, Junkies, Ermittlern, Richtern (...). Vor jedem Kapitel wurde vermerkt, welche Perspektive nun vorliegt, sodass man beim Lesen immer einen guten und übersichtlichen Überblick über die Handlung hatte. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, die einzelnen Figuren detailliert und individuell darzustellen. So konnte man auch in den Handlungsorten gut springen, da die unterschiedlichen Figuren sich nicht an demselben Ort befinden. Besonders die Szenen im Gefängnis von Los Angeles haben mir gut gefallen.

 

Als Leser habe ich gemerkt, dass man schnell sich für eine Seite entscheidet, da zu Beginn des Buches schon offenbart wird, wer hinter der ganzen Sache steckt. Dies beeinflusst die Spannung in keiner Weise negativ. Ich habe mit Little, Dreamer und Wizard total mitgefiebert, da ich wollte, dass der Verursacher zur Rechenschaft gezogen wird. 

 

Allgemein empfand ich beim Lesen, dass das Buch eher einem Kriminalroman mit keinem direkten Ermittler ähnelt. Für einen Thriller fehlten mir viele Elemente, die einen Thriller ausmachen. Dennoch herrscht im Buch eine düstere Stimmung, die beim Lesen gut zur Geltung kommt. Mir störte es nur im Buch, dass man keinen tiefgründigeren Einblick in „Das System“ erhält. 

 

Insgesamt kann ich sagen, dass mir „Das System“ gut gefallen hat. Es liegt ein gutes Tempo im Buch vor, wodurch man durch die Seiten schnell durchfliegen kann. Ryan Gattis beweist, dass er sehr lebhafte, starke und authentische Figuren zum Leben erwecken kann. Ein großes Kompliment an den Autor.