Aufgeblähtes Prequel

Batman - Nightwalker
von Marie Lu

Bewertet mit 2.5 Sternen

Mein erster Gedanke, nachdem ich das Buch beendet hatte, war, dass die Geschichte ein gutes Prequel, eine Vor- oder Kurzgeschichte gewesen wäre, für einen Roman aber deutlich zu simpel gestrickt ist. Meinem Gefühl nach waren die Charaktere alle zu oberflächlich gezeichnet, um ihre Handlungen wirklich verstehen zu können.

Marie legt sich auf eine Zeit fest, in der Bruce Wayne noch nicht Batman ist, sondern gerade erst anfängt, gegen Ungerechtigkeiten aufzubegehren. Er ist ein 18-jähriger reicher Typ, der nicht genau weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. So hadert er mit seinem Schicksal - von der Presse verfolgt, von Jugendfreund Richard ausgenutzt - und als sich ihm die Chance bietet, einen Nightwalker, ein Mitglied einer berüchtigten Gangsterbande zu fassen, nimmt er spontan die Verfolgung auf, verursacht dabei einen Autocrash und bekommt Sozialstunden im Arkham Gefängnis aufgebrummt , wo er die Böden schrubben muss. Ein ziemlich öder Job - wäre da nicht Madeleine, das schöne Mädchen, das im Trakt für Schwerverbrecher untergebracht ist und geheimnisvoll vor sich hin schweigt.

Den Einstieg mochte ich. Es kommt eigentlich alles vor, was Batman ausmacht - der frühe Verlust der Eltern, sein Gerechtigkeitssinn und sein Faible für technische Spielereien, der Marie Lu bestimmt ganz gut in den Kram passte, da sie früher als Videospieldesignerin gearbeitet hat.

Leider plätschert die Story nach den ersten vielversprechenden Kapiteln vor sich hin. Kaum Spannungsaufbau, dafür sehr viel Bodenhygiene, Träume, kurze Gespräche zwischen Madeleine und Bruce, ab und zu eine schnelle Actionszene. Überraschungen bleiben weitestgehend aus, wenn man mal von der Überraschung absieht, dass es bis zum Ende tatsächlich nur eine einzige mikrobenkleine Wendung gibt, die die meisten Leser sicher schon zur Hälfte erraten haben werden.

Ziemlich enttäuschend ist auch Batmans "Persönlichkeit", der hier leider nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und das Offensichtliche nicht einmal erkennt, wenn es auf dem Silbertablett vor seiner Nase herumgeschwängt wird.

Viele Auftritte hat Meister Deus ex machina. Konflikte werden auf Knopfdruck ohne plausible Erklärungen vom Zaun gebrochen oder gelöst, viel nachdenken darf man während des Lesens wirklich nicht.

Fazit: Eher ein Prequel, denn ein Roman. Komplexität, Charakterisierung und  Spannung sind auf niedrigem Niveau. Ich mochte den Anfang und habe mich ab der Hälfte nur noch gelangweilt.

"Batman - Nightwalker" ist der dritte Band der DC-Icons-Reihe, für die sich bekannte Jugendbuch-Autorinnen (und mit Matt de la Peña/"Superman" demnächst auch ein Autor) Geschichten über die Teenagerjahre von Superhelden überlegt haben.