Rezension

Auflösung der Mysterien

Die Königin der Verdammten
von Anne Rice

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Das Buch beginnt direkt nach de zweiten Band mit einer Einleitung durch die Romanfigur Lestat. Der zweite Band sollte als Autobiographie von Lestat De Lioncourt gesehen werden und beschreibt sein Leben, seinen Tod und das Leben als Vampir. Schließlich seinen „Winterschlaf“ und wie er sich wieder erhob und beschloss Aufmerksamkeit zu erregen in dem er sich öffentlich als Vampir zu erkennen gibt mittels seiner Biografie und seiner Band, deren Songtexte uralte Geheimnisse der Vampire verraten.

Und Lestat sorgte für Aufregung, nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Vampiren. Viele wollen ihn beseitigen, doch womit sie nicht rechneten, war die Unterstützung von hoher Stelle. Lestat hatte mit seiner Musik ein uraltes Wesen geweckt, Akascha die Königin der Verdammten, sie ist die Mutter aller Untoten, sie ist der erste Vampir.
Alle Vampire, die Lestat angreifen wollen, gehen in Flammen auf, Lestat kann nach seinem Konzert flüchten und sich, wie seine Liebsten in Sicherheit zu bringen. Noch bevor der Tag anbricht, kommt Akascha zu Lestat. Hier endete der zweite Band und beginnt der dritte.

Lestat begegnet uns als Erzähler in der Einleitung und erklärt sogleich, dass er das Buch aus verschiedenen Perspektiven erzählen muss, da er bei vielen Gelegenheiten nicht dabei war und so nur das Gehörte wiedergeben kann. Dies mutet seltsam an, doch weckt auch zugleich das Interesse.

Und schon beginnt die Erzählung, die in der Zeit beginnt, als das Konzert von Lestat vorbereitet wird.
Verschiedene Menschen und Vampire werden eingeführt, wir erleben mit ihnen die Zeit vor dem Konzert und das Inferno danach. Ein roter Faden zieht sich durch die ganze Geschichte, ein Traum, der mehr als das, wie wir bald erfahren. Es ist eine Legende und zwar die Legende der Zwillinge. Zwei rothaarige Frauen, die bei einem grausamen Ritual gestört werden. Es ist das Ritual, das für sie ganz natürlich war. Sie waren Fleischesser, in ihrem Volk war es Brauch, dass die Toten verzehrt wurden um sie im eigenen Körper fortleben zu lassen und ihre Fähigkeiten in sich aufzunehmen. Doch die Zwillinge wurden brutal überwältigt und gefangengenommen.
Später erfahren wir die Hintergründe und den Fortgang dieser Legende, der hier jedoch nicht verraten wird, nur soviel. Die Legende hat mit Hexen, Geistern und der Entstehung des ersten Vampires zu tun.

Während diese Legende in den Träumen der Vampire weiterlebt, spüren sie die Gefahr, die droht, doch sie wissen noch nicht, dass ihre Königin Akascha erwacht ist, solange bis ein Großteil der Vampire anfängt Feuer zu fangen...

Akascha hat große Pläne und dafür benötigt sie ihren Prinzen – Lestat. Sie entführt ihn und nimmt ihn mit auf ihre Reise durch die Welt und ihren sehr unkonventionellen Plan des Friedens, der mit Massenmord und einer sehr strengen Dezimierung der menschlichen Bevölkerung einhergeht.

Viele Vampire sind nicht mehr übrig, doch einige wenige hat Akascha verschont. Diese versammeln sich und hören nun die ganze Legende und überlegen, wie sie Akascha beseitigen können ohne die ganze Rasse der Vampire zu zerstören. Denn sie sind alle durch Akascha entstanden und das Leid, das ihr zugefügt wird, das spüren auch ihre Kinder...

Meine Meinung

Ich habe versucht mich in der Inhaltsangabe so knapp wie möglich zu fassen. Denn das Problem bei dem Buch ist schlicht, dass alles verknüpft ist, verrät man an einem Punkt zu viel, so zerstört man die Spannung. Ich wollte einen knappen Überblick über den Inhalt geben ohne zu viel zu verraten, jedoch genug um das Interesse zu wecken. Ich hoffe, die ist mir gelungen.

Die Einleitung von Lestat am Anfang ist sehr amüsant, weil die den Schein aufrecht erhält, dass dieses Buch tatsächlich aus seiner Feder stammt.
Des weiteren bekommen wir eine wichtige Erklärung geliefert, warum der Erzählstil hier geändert wurde. Vielleicht nicht unbedingt notwendig, es ist jedoch eine nette Idee.

Und dann steigen wir sofort ein in die Geschichte mit dem Traum von den Zwillingen, doch ein sterblicher hat ihn und wir verstehen die zusammenhänge nicht. Dies irritiert beim Lesen sehr, später im Verlauf des Buches jedoch wird das erste Kapitel aufgelöst und wir verstehen, wie es in das Buch passt. Ich jedoch war am Anfang ratlos und mein Einstieg wurde erschwert.

Nach und nach lernen wir die Personen kennen, die für das spätere Geschehen von Bedeutung sind.
Diese Kapitel sind durchaus interessant und haben auch einen Sinn, ohne Zweifel. Doch die sehr ausgeprägte Sprunghaftigkeit warf mich immer wieder aus dem Lesefluss. Es ist eine Welle an Informationen, die einen überrollt. Ich brauchte einige Zeit um mich daran zu gewöhnen. Dies liegt nicht nur an den vielen Perspektivenwechseln, sondern auch daran, dass die Geschichte nun einmal sehr dicht gestrickt ist. Jede Person ist ein kleiner Mikrokosmos, wir brauchen eine kleine Weile um uns auf ihn einzustimmen. In den beiden letzten Bänden war dies kein Problem, da die Geschichte jeweils nur einen Erzähler hatte. Hier jedoch gibt es mehr als ein halbes Dutzend Erzähler. Am Anfang ist es wirklich schwer da durch zu blicken.

Besonders schwer ist dies im zweiten Teil des Buches von insgesamt fünf Teilen. Hier gibt es den fliegenden Wechsel, der zwar das Tempo ungemein steigert, damit leider aber auch die Verwirrung.
Ab dem Dritten Teil war ich vollkommen in der Geschichte drin, die Wechsel waren nun nicht mehr belastend, sondern hoch interessant und erhöhten die Spannung.

Meine persönliche Meinung ist, dass die Wechsel anfangs nur so anstrengend sind, weil man die zusammenhänge anfangs nicht versteht und mit einigen Personen nicht vertraut ist. Bei einem zweiten Lesen des Buches würden sie sicherlich eine ungemeine Bereicherung darstellen, beim ersten Lesen sind sie ein wirklich gekonnter Schachzug, der im Nachhinein brillant erscheint, jedoch trotzdem schwierig zu verfolgen ist.

Das Hauptthema des Buches ist sicherlich das Mysterium um die Entstehung der Vampire. Dies wird hier vollends aufgeklärt, nicht auf wissenschaftliche Art und doch plausibel.
Die Handlung drumherum ist zwar sehr spannend und teilweise auch sehr actionreich, dient jedoch nur als Mittel zum Zweck uns zum Kern des Buches voran zu arbeiten.
Ein wenig verwundert hat mich, dass Akascha meiner Meinung nach eine so geringe Rolle gespielt hat.
Versteht mich nicht falsch, ihre bedrohliche Präsenz ist allzeit zu spüren und die Verheerungen, die sie unter Vampiren und Menschen anrichtet ohne Gleichen und doch bleibt sie nur der Schrecken im Hintergrund, da andere Dinge wichtiger erscheinen.
Ich vermag nicht so recht zu sagen warum, doch mir persönlich hat dies sehr gut gefallen.

Die Schreibweise der Autorin ist sehr plastisch und ausschmückend. Sie will jeder ihrer Figuren Leben einhauchen, egal wie klein die Rolle ist, die diese spielt.
Dadurch entstehen leider an einigen Punkten einige Längen, doch dies wird wieder dadurch wett gemacht, dass wir eine richtige Beziehungen zu den anderen Personen aufbauen, deren Rollen größer sind.

Eine wichtige Institution wird hier vorgestellt und zwar der Orden der Talamasca. Ein Zusammenschluss aus Gelehrten, die das Übernatürliche erforschen, ohne jedoch einzuschreiten, sondern nur um es zu beobachten und dokumentieren.
Wir ahnen, dass die Talamasca noch eine wichtige Rolle spielen werden, doch allzu viel erfahren wir noch nicht, damit die Spannung aufrecht erhalten bleibt.
Und noch etwas schürt das Interesse. Lestat, der kleine Rebell, der sich weigert die Regeln zu befolgen, auch wenn sein letztes Aufbäumen so viel leid gebracht hat....

Meine Meinung

Ein geniales Buch, das einen Fesselt und in eine fantastische Welt voller Mysterien entführt, das jedoch auch anfangs sehr schwer zu lesen ist.
Man findet sich anfangs schwer hinein und dort treten einige Längen auf, doch das Ende macht dies alles wieder wett.