Rezension

Auftakt der fünfteiligen Reihe um die Kriegerengel

Der Mond des Vergessens - Brian Lee Durfee

Der Mond des Vergessens
von Brian Lee Durfee

Bewertet mit 4 Sternen

"Ungewöhnlich, eine Dame vom Königshof an den Ort eines blutigen Verbrechens mitzunehmen." "Meine Tochter ist hier, um etwas Wichtiges zu lernen: dreistes Handeln zu meiden und das Leben mit Vorsicht zu fürhen. Wie Ihr wisst, ist das Dasein nicht immer eine Vase voll duftender Blumen." (...oh jaaaaa...)

Inhalt:

Eigentlich hat der siebzehnjährige Nail ein angenehmes Leben: auch wenn er von dem geheimnisvollen und einsilbigen Shawcroft großgezogen wurde, kann er in dem kleinen Küstenort Galgenhafen seine Soldatenausbildung durchführen, wird bei seinen Freunden angesehen und liebt heimlich das Mädchen Ava Shay. Doch als die Insel Gul Kana, auf der sich jener Ort befindet, von dem Krieg heimgesucht wird, der seit einigen Jahren auf den Nachbars-Inseln Adin Wyte und Wyn Darre tobt und unter Führung von Aeros Raijael, dem weißen Prinzen und selbsternannter Nachkomme des gottesähnlichen Laijon von seinen Untertanen der Insel Sor Sevier ausgeführt wird, ändert sich das Leben des jungen Waisen. Dem Massaker entkommen flüchtet er mit seinen Freunden wie von seinem Ziehvater Shawcroft befohlen in den Norden, da ihm die Bluthölzler, die Mord-Garde auf den Fersen ist und es so aussieht, als wäre Nail ihre Jagd-Trophäe. Hängt dies unter anderem mit seiner Herkunft ab und von der beeindruckenden Axt sowie dem magisch wirkenden blauen Stein, welche Shawcroft für Nail versteckt hat und dieser sich der Untensilien annimmt? Viele Fragen für den erschütterten Jungen. Zeitgleich macht man sich in Amadon, der Hauptstadt und Sitz des Königshauses von Gul Kana auf den Angriff der Sor Sevierer bereit. Allerdings sieht der junge König Jovan Bronachell in diesem Angriff den prophezeiten feurigen Sündenerlass und ist einer Verteidigung der Insel gar nicht so zugetan. Ganz entgegen seiner Schwester Jondralyn, eine bildhübsche Frau, die sich auf keinen Fall von dem weißen Prinzen unterjochen lassen möchte und durch den Einfluss des Zwerges Roguemoore und dem abtrünnigen Bluthölzler Habichtholz den Lehren der Mia zuwendet, welche die Rückkehr der fünf Kriegerengel, treue Diener von Laijon, voraussagt. Und diese Lehren scheinen ehrlicher als der Glaube an Laijon, was Jondralyn mehr und mehr Ärger mit dem Großvikar Denarius und seines Quorums hervorruft. Kann sie gegen die vernichtende Einstellung ihres augenscheinlich verblendeten Bruders überhaupt noch etwas unternehmen oder können die Invasoren unter Raijael die Insel im Handstreich nehmen?

Meinung:

Der Roman 'Der Mond des Vergessens' ist der Auftakt einer fünfteiligen Reihe um die Kriegerengel des göttlichen Lajion. Diese haben neben ihrer unterschiedlichen Herkunft individuelle Waffen - der Mond des Vergessens, die mächtige Streitaxt ist eine davon. Hauptsächlich ist das mit an die neunhundert Seiten gewichtige Debüt von dem amerikanischen Autor Brian Lee Durfee die Geschichte des Jungen mit unbekannter Herkunft Nail. Und auch wenn man schon aufgrund Titel und dem informativen Anhang ahnt, dass dieser eigentlich nicht gerade zum Helden geborene und auch keinesfalls so agierende Nail scheinbar einer der Kriegerengel sein soll, gerät er doch kurzfristig in die Sklaverei und bildet damit die Basis zu den Vorhersagen der Lehren Mias, scheint uns die Geschichte etwas anderes vermitteln zu wollen. Damit kommt schon ein weiterer Aspekt des Buches in den Blickpunkt, ist der Krieg, welcher in der faszinierenden Inselwelt von Durfee tobt, doch großteils ein Kampf drei verschiedenster Glaubensrichtungen - allerdings mit gemeinsamen Wurzeln. Alleine dies sorgt in den vielen Handlungssträngen, die gerne mal ein klein wenig Unruhe beim Lesen des Machwerkes stiften und nur durch Konzentration gezähmt werden können, für vielerlei Disput und Duelle. Auch die vielen Geheimnisse und versteckten Machenschaften - scheinbar so viele, wie die Königssitz in Amadon an Geheimgängen birgt - verlangen ein hohes Level an Konzentration beim Schmökern. Doch man wird mit dem Beginn einer tollen und intriganten Geschichte belohnt, die stellenweise eine heftige Brutalität aufweist, so dass dieses Buch bestimmt nicht gerade für jüngere Leser geeignet ist. Man kann wirklich nicht behaupten, dass die Sor Sevierer zimperlich mit ihren Gegnern umgehen. Trotz allem werfen auch diese 'Bösen' faszinierende Charaktere aus, wie es die mordlustige Enna Spades zum Beispiel ist. Charaktere zu erschaffen liegt dem Autor scheinbar bestens, denn 'Der Mond des Vergessens' ist vollgepackt mit solchen. Shawcroft, Jondralyn und Tala Bronachell, die ganzen Bluthölzler sowie Nail und seine Freunde - die Liste an ausdrucksstarken Figuren ist echt lang. Der Auftakt dieser neuen Fantasy-Reihe, welche wohl trotz eines sehr offenen Endes - oder gerade deswegen -  in den nächsten Jahren einiges an spannenden Lesefutter aufbieten wird, kann jedem Freund des Genres empfohlen werden, wenn auch phantastische Gestalten wie Drachen, diverse Meeresbewohner und die Zombie-Vampir-Ghoul-Mischung der Ohgule in diesem Roman eher eine Randbedeutung haben. Es kommt noch Großes von den fünf Kriegerengel auf uns zu, wie der sehr gelungene Serienstart andeutet!

Fazit:

Ein fettes Werk, welches von Intrigen und Brutalität geprägt wird - aber auch viel Suchtpotential an Freunde der Fantasy verströmt! Guter Auftakt! 

8,5 Sterne