Rezension

Auftaktband, der neugierig macht

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich - Mary E. Garner

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
von Mary E. Garner

Bewertet mit 4 Sternen

Hope Turner erfährt, dass sie besonders ist, sie ist eine „Verwandlerin“, sie kann gelöschte Wörter, die Böses verursachen könnten, umwandeln und damit unschädlich machen. Und sie kann mit Hilfe eines „Wanderers“ in Buchwelten eintauchen. Für die Buchliebhaberin ein kleiner Traum, der allerdings auch einen Haken hat, es gibt offenbar jemanden, womöglich eine ganze Organisation, die diese gelöschten Wörter für sich nutzen möchte.

Nicht nur für die Protagonistein ist es ein kleiner Traum, in Buchwelten einzutauchen und dortige Protagonisten kennenzulernen, auch Leser wie ich fänden das nicht schlecht. Zunächst haben mich die Ideen der Autorin auch regelrecht umgehauen, was für liebevolle Dinge ihr einfielen, wie z. B. die Skripte. Auch, dass die Buchprotagonisten sich außerhalb ihrer Romane anders entwickeln können, hat etwas, auch wenn mancher dadurch ein bisschen enttäuschend wirkt, wie z. B. Little John und Richard Löwenherz aus der Robin-Hood-Geschichte. Aber allein die Idee ist einfach großartig und lässt mich über meine Lieblingsprotagonisten nachdenken.

Hope mochte ich zunächst gern, sie entwickelte sich aber leider, trotz ihres bereits „fortgeschrittenen“ Alters von gut 40 Jahren (für so einen Roman durchaus ungewöhnlich) nicht wie erhofft. Leider ist alles schnell zu einer Art Romantasy geworden, Hope verliebt sich praktisch umgehend in den ersten gut aussehenden Mann und es werden viel zu viele Wörter für dieses „Liebesgedöns“ verwendet – leider! Auch sonst wirkt Hope von Anfang an viel jünger als sie ist, was nicht unbedingt negativ sein muss, hier aber nichts wirklich Positives mit sich bringt. Hopes Mutter Vivien ist leider schwer krank und deshalb in einem Pflegeheim. Es ist schön, zu sehen, wie Hope sich um sie kümmert. Was man über Viviens gesundes Leben erfährt, ist schön zu hören, man möchte diese Frau gerne gesund erleben.

Letztlich besser gefallen haben mir andere Charaktere, wie etwa Rufus, Hopes Wanderer, der mürrisch wirkt, aber auf mich trotzdem einen sympathischen Eindruck machte, er trägt ein Päckchen mit sich herum, und hat sicher das eine oder andere Geheimnis. Rufus' „Gehilfen“ aus der Bücherwelt sind Gwen und Lance aus der Artussaga, und vor allem Gwen scheint eine gute Freundin Hopes zu werden, aber das könnte sich auch noch anders entwickeln.

Sehr schön auch all die Charaktere, die man aus diversen Werken kennt, Faust, die Grinsekatze und Lassie sind nur ein paar davon. Es macht Spaß, sie hier etwas anders zu erleben und viele Erinnerungen kommen hoch.

Zwei Männer gibt es, die bei mir nicht so gut ankamen, die aber womöglich auch noch einiges verborgen halten. Dies ist zum einen Christian, Hopes Ex, der auf einmal wieder in ihr Leben möchte, und Kenan, Rufus' gefälligerer Verwandter. Hier erwarte ich in den Folgebänden noch einige neue Erkenntnisse.

Die Geschichte um die gelöschten Wörter ist recht interessant, wirklich spannend ist der Roman allerdings nicht. Selbst als Hope in Bram Stokers Dracularoman reist, bleibt es relativ harmlos. Interessanter ist da schon der Geheimbund, der sich um die Entschärfung der gelöschten Wörter gebildet hat, aber nicht immer professionell handelt, und natürlich die Gegenspieler, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Ich bin gespannt, was die beiden Folgebände noch aufdecken.

Da es sich um den Auftaktband einer Trilogie handelt, bleiben am Ende natürlich einige Geheimnisse bestehen, ja, es gibt einen Cliffhanger, der einiges auf den Kopf stellen könnte. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und möchte, trotz meiner Kritikpunkte, unbedingt weiterlesen.

Die Autorin hat wirklich sehr schöne Ideen, die leider manchmal ein bisschen verschenkt wirken. Doch kann man sich natürlich erst am Ende der Trilogie eine Meinung über die ganze Geschichte bilden. Mich hat der Roman gut unterhalten, ich bin teilweise begeistert, teilweise aber auch ein bisschen enttäuscht, auch, weil mir der Roman zu sehr in Richtung Romantasy geht. Die Autorin hat es aber dennoch geschafft, mich auf den nächsten Band neugierig zu machen. Ich vergebe knappe 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle, die meine Kritikpunkte nicht abschrecken konnten.