Rezension

AUFWACHEN!

Anna - Niccolò Ammaniti

Anna
von Niccolò Ammaniti

AUFWACHEN!

Niccolò Ammaniti hat hier eine Dystopie hingelegt, bei der ich nicht weiß, wie ich sie finden soll. Sie mutet grausam, ekelig, beängstigend und dennoch stellenweise sehr herzlich an. Anna ist ein mutiges 13 jähriges Mädchen. Sie lebt in einer Welt, in der alle erwachsenen Menschen einem Virus zum Opfer gefallen sind. Sie und ihr Bruder Astor mussten ihrer Mutter beim Sterben zusehen. Die Mutter hat den Kindern Notizen hinterlassen, was sie alles zu beachten haben um zu überleben. Vor allem soll Anna auf ihren kleinen Bruder Acht geben. Anna geht stets auf Raubzüge, um Nahrung zu beschaffen. Alles wird aus Dosen gegessen. Strom gibt es längst keinen mehr.  Hunde fallen die Menschen an. Jugend- und Kinderbanden haben sich gebildet. Manche der Banden sind bereits total verroht. Die Kinder kämpfen um's Überleben. Anna verlässt schweren Herzens das Haus "Maulbeerbaum", indem sie viele glückliche Jahre verlebt hat.  Sie lernt einen Jungen kennen, der ihr von Rettung in den Bergen erzählt. Die kleine Riesin soll dort alle Menschen von dem Virus befreien. Auch die Kinder werden krank werden ohne Hilfe. 

 

Es gibt keine erwachsenen Menschen mehr. Dennoch verhalten sich die Kinder, wie es die Erwachsenen auch getan hätten. Es gibt Scharlatane die Heilung versprechen. Viele sind sich selbst der Nächste. Es werden Banden geschlossen. Man darf keinem mehr trauen. Jugendliche, die vom Virus befallen werden, haben die verräterischen roten Flecken. Sie husten und werden täglich schwächer. Oftmals dachte ich mir, dass die Kinder irgendwann sowieso krank werden. Wenn nicht an der "Roten" dann zumindest an den unhygienischen Zuständen die nun herrschen. Es gibt kein fließendes Wasser mehr. Überall liegt Müll. Die verstorbenen verwesen größtenteils in ihren Häusern. Der Anblick der Leichen ist für die Kinder mittlerweile normaler Alltag. Auf der Suche nach Lebensmitteln werden Häuser geplündert.  Durch die Augen von Anna lernen wir eine Welt kennen, die so abwegig nicht ist. Und dennoch gibt es Hoffnung und Liebe. Ganz besonders gefällt mir der Hund in dieser Geschichte. Beweist es doch, dass aus manchem Feind,  mit etwas Mitgefühl, ein Freund werden kann. Ja, es klingt absurd. Zwischen all den verwahrlosten Kindern hatte ich tatsächlich einmal richtig Angst um einen Hund!!!

Der Schreibstil ist flüssig und überwiegend aus der Sicht des Mädchens Anna  in der dritten Person erzählt. In Rückblenden erfahren wir von einigen Menschen, wie ihr Leben vor der Seuche war. Wie nach und nach die Welt zum Einsturz kam. Oder .... gibt es auf dieser Welt noch ein gesundes Fleckchen Erde??? Anna, ihr Bruder und ein toller Freund, wollen ihr Glück in Kalabrien versuchen. 

Das Setting vermittelt einem normalerweise Urlaubsfeeling. Lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, ob der italienischen Küche. Aber nicht im zukünftigen Italien! Da sieht der Speiseplan etwas anders aus. Da regieren Kinder das, was von unserer Erde übrig geblieben ist. Das Drama ist nicht weit von unserer Zeit entfernt. Ich habe die Message so verstanden: Was wir Erwachsenen unseren Kindern hinterlassen ist einfach nur Kacke! AUFWACHEN!