Rezension

Aufwühlend

Gegen alle Regeln - Ariel Levy

Gegen alle Regeln
von Ariel Levy

Bewertet mit 4 Sternen

Ariel ist eine erfolgreiche Journalistin. Sie hat vieles in ihrem Leben erreicht und ihr Leben gelebt. Die Frau geheiratet die sie liebt und nun wollen die beiden ein Baby bekommen.
Hier erzählt sie nun ihre Geschichte.

Das Cover ist einfach sehr orange. Ich weiß gar nicht was ich sonst dazu sagen soll. Man kann zwar alles gut lesen, aber irgendwie beißt sich die Schrift mit dem Hintergrund. Ich finde, dass es unglücklich gewählt wurde.
In dem kurzen Vorwort gibt Ariel schon direkt die Richtung vor. Einem ist sofort klar, dass dieses Buch wirklich sehr persönlich ist und einen als Leser nicht kalt lassen wird.
Dazu kommt, dass sie einen sehr tollen Schreibstil hat und man sich als Leser einfach direkt angesprochen fühlt. Als würde man in einem Café sitzen und einer Freundin zuhören, was es denn so neues gibt. Man fühlt sich direkt verbunden.
Obwohl man eine gewisse Chronologie schon erkennen kann, gibt es viele Gedankensprünge und kleine Einschübe, wie das bei einer Erzählung so ist. Man gibt die Ereignisse so wieder, wie sie einem einfallen und nicht geordnet von A bis Z. Und das hat mir das Gefühl gegeben, dass sie ihre Gedanken ungefiltert mit einem teilt.
Das hat der Geschichte keinen Abbruch getan, im Gegenteil trotz der Sprünge in der Story konnte ich immer gut ihren Gedankengängen folgen.
Dadurch kommt man ihr immer näher im Laufe der Geschichte und lebt ihr Gefühlschaos einfach mit.
Was ihr wohl sehr wichtig ist, scheint ihre Freiheit zu sein, denn darauf geht sie viel in ihren Beschreibungen ein. Aber trotz dieses Freiheitsdranges scheint da doch ein Wunsch nach Dazugehörigkeit und Angepasstheit.
Sie versucht ein „normales“ Leben zu leben. Mit einer Ehepartnerin und mit einem Kind. Einfach wie die anderen zu sein.
Und somit sind wir auch bei einem Thema, dass über allem in der Geschichte schwebt. Ganz leise und klammheimlich schleicht sich sehr oft die Mutterschaft zwischen die Zeilen, bis es dann auf einmal ausbricht und ihre Wahrnehmung fesselt.
Leider endet das für Ariel sehr traurig und dramatisch und obwohl sie beruflich so viel erreicht hat, bleibt ihr Privatleben irgendwie auf der Strecke und ich war einfach nur sehr aufgewühlt während und auch noch nach der Lektüre.
Was ich etwas schade finde ist, dass der Klappentext einem schon fast das ganze Buch verrät und so bleibt einem kaum Geheimnisse, sondern nur der schonungslos ehrliche Erzählstil der Autorin. Aber das reichte mir vollkommen, denn bei einer Autobiographie geht es letztendlich nicht um den Inhalt.
Das Ende gibt einem dann auch keine allgemeingültige Lösung für das Leben. Weder für Ariels noch für das eigene, aber das ist ja auch gut so, denn jeder lebt sein Leben individuell und so ist die Botschaft am Schluss: Irgendwie geht es weiter.
Man soll zwar nicht vergessen, aber es gibt immer Momente des Glücks.

Mein Fazit: Eine sehr ergreifende Geschichte, die mich mitgerissen hat. Vielleicht konnte ich den Wunsch nach Mutterschaft einfach auch nur sehr nachvollziehen, aber Ariel hat einen fantastischen Schreibstil und nimmt den Leser einfach mit in ihre Welt, die mich nach der Lektüre nicht so schnell losgelassen hat.