Aufwühlend und verstörendes Jugenddrama
Bewertet mit 4 Sternen
"Tränensammler" von Nima T. Decker, ist ein aufwühlend und tieftrauriges Jugendrama das bis zur letzten Seite bewegt.
Die Kriminalpsychologin Dr. Lea Lindmann wird zu ihrem ersten Fall berufen. Ohne jede Information soll sie ein Gutachten für einen Jugendlichen erstellen, der mit gesenktem Kopf und in Handschellen im Verhörraum auf sie wartet.
Bisher hat er beharrlich geschwiegen, kein Wort war aus ihm herauszubekommen, doch Lea schafft es, behutsam das Vertrauen des siebzehnjährigen Tommys zu gewinnen.
Er beginnt zu erzählen, die Worte fliessen regelrecht aus ihm raus genau wie die schockierende Wahrheit. Lea weiss nicht mehr ob sie dem gewachsen ist.
Die als Thriller betitelte Geschichte, kann zumindest dem Genre, leider nicht ganz gerecht werden, sondern beschreibt vielmehr, ein aufwühlend, verstörend und tieftrauriges Jugendrama.
Lange bleibt man als Leser genau wie Kriminalpsychologin Lea Lindmann im Ungewissen, erfährt nichts über Tommy als Charakter oder die Tat des Jungen. Erst nach und nach taucht man immer tiefer in die Vergangenheit wird Zeuge einer verstörend und realitätsnahen Wirklichkeit. Einerseits hat das in mir eine gewisse Faszination für das in weiter ferne liegende Unbekannte wecken können, war sogar irgendwie packend und spannend, kann aber auch sehr schnell langatmig werden.
Nima T. Decker hat es in meinen Augen jedoch geschafft, den schmalen Grad einer tieftraurig und aufwühlenden Geschichte sehr gut zu schreiben die bewegt und mich trotz kleiner Schwächen und fehlender Sympathie für die Charaktere nicht mehr losgelassen hat. Unaufhörlich liest man immer weiter und ist gebannt darauf den Ausgang des Dramas zu erfahren.
Locker, leicht und bewegend ist der Schreibstil des Autors, man fliegt nur so durch die teilweise kurzen Kapitel die für einen guten Lesefluss gesorgt haben.
Im Gesamten ein sehr gut geschriebenes Jugenddrama das verstörend, aufwühlend und realitätsnah ist.