Rezension

Aufwühlender Roman, der das Thema Schuld thematisiert

Wohin die Schuld uns trägt - Regine Kölpin

Wohin die Schuld uns trägt
von Regine Kölpin

Bewertet mit 5 Sternen

Regine Kölpins Roman "Wohin die Schuld uns trägt" erscheint im Gmeiner Verlag.

78 Jahre alt ist Tania Lewalder, als sie einen Brief von ihrer Mutter aus dem Jahre 1945 erhält. Der Überbringer ist ein polnischer Mann, den sie aus ihrer Kindheit kennt. Einen Tag später ist er tot, den Fall übernimmt Kommissarin Kenza Klausen. Was hat Tanias Mutter bei Kriegsende in Polen erlebt? Als ein zweiter Mord geschieht, wird ein Zusammenhang erkennbar. Alles deutet auf ein Verbrechen hin, welches bis heute nicht aufgedeckt wurde.

In diesem Buch erlebt man, wie Schuld, Verbrechen und Ängste auch Jahrzehnte danach noch für Gräueltaten sorgen können.

Regine Kölpin lässt ihre Geschichte in der Gegenwart mit einem geheimnisvollen Brief starten, der einige Verbrechen nach sich zieht und die polizeilichen Ermittlungen bis in die Zeit um 1944/45 ins heutige Polen führt. Dort verbrachte Tania Lewalder ihre Kindheit, nach der Flucht mit Mutter und Großmutter landet sie auf einem pommerschen Gutshof, wo Tanias Mutter stirbt. Ihre Großmutter flieht danach mit Tania weiter in den Westen. Doch warum findet der Brief ihrer Mutter nach all den Jahren zu ihr zurück?

Es ist eine fesselnde Lektüre, die uns mit Geheimnissen aus der Vergangenheit, aber auch mit der Gegenwart konfrontiert und zeigt, wie Menschen vergessen wollen, was sie als Kinder für grausame Dinge erlebt haben. Wenn Kinder ihre Eltern verlieren und letztlich auch ihre Heimat, begegnen ihnen diese bedrückenden Erlebnisse als Alptäume auch noch im Alter in schlaflosen Nächten.  

Tania versucht zu vergessen, doch ihre Enkelin Malin möchte die Wahrheit herausfinden.

Regine Kölpin hat einen flüssigen und wunderbar beschreibenen Erzählstil, der die verschiedenen Zeitepochen bildhaft und stimmungsvoll einfängt und mich völlig eingenommen hat. Sie hat eine fiktive Geschichte entwickelt, die sich an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Die Aufarbeitung der eigenen Herkunft und der familiären Schicksale hat sie in diesem Buch eindrucksvoll aufgezeigt und in einem interessanten Buch umgesetzt.  

Mit diesem Buch taucht man ein in einen interessanten und aufwühlenden Mix aus historischem Roman, Krimihandlung und Familiengeschichte. Das sorgt für eine spannende Lektüre, die sich mit Schuld und Vergebung und menschlichen Schicksalen beschäftigt. Ich habe hier eine neue Seite der Autorin entdecken dürfen, die mir bisher verborgen geblieben ist und mich berührt hat. Sehr empfehlenswert!