Rezension

Augenblicke sammeln

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte - Rachel Khong

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
von Rachel Khong

Bewertet mit 3 Sternen

Augenblicke sammeln – das ist es, was Ruth, die Protagonistin dieses Buches, hier macht. Früher war es ihr Vater, der Augenblicke gesammelt und festgehalten hat, in einem kleinen, abgewetzten Notizbuch. Doch jetzt ist er an Alzheimer erkrankt. Ruth schmeißt ihren Job hin und zieht zurück zu den Eltern – für ein Jahr nur, nicht länger, darauf besteht ihr Vater. Gemeinsam mit Theo, einem Studenten ihres Vaters, erhalten sie ein kleines Seminar am Leben, um ihm eine Aufgabe zu geben. Doch im Laufe dieses einen Jahres zeigt sich immer mehr, wie heimtückisch diese Krankheit ist, und wie sie das Leben einer ganzen Familie schleichend, aber viel zu schnell voranschreitend, verändert.

Rachel Khong ist es hier gelungen, ein Jahr in „Augenblicken“ festzuhalten. Es ist kein wütender, verzweifelter oder emotionaler Blick auf die Krankheit, es ist sachlich, nüchtern, und trotzdem ein Stück weit persönlich und berührend. Es geht nicht um die Fakten, an manchen Stellen ist es humorvoll, und doch nicht unangemessen.

Besonders gut gefallen mir die Charaktere, die sehr eindrücklich und lebensnah beschrieben sind. Dennoch gibt es von mir auch Kritik:  Durch den knappen, nicht unbedingt ausschweifenden Schreibstil konnte ich nicht richtig in das Buch finden. An manchen Stellen schien es mir sehr unpersönlich und distanziert – größere Konflikte, die durchaus vorhanden wären in der Geschichte, werden dezent vermieden und ausgespart. Die kurzen und knappen „Augenblicksbeschreibungen“ sind einerseits unterhaltsam, andererseits verhindern sie, dass man das Thema Alzheimer nah an sich heranlässt. Das ist schade, und ich hätte mir von dem Buch durchaus gewünscht, dass es mich emotional ein wenig mehr berührt.