Rezension

Aus dem Internat Hoge Zand geht es direkt in die phantastische Welt ...

Der Schein - Ella Blix

Der Schein
von Ella Blix

Alina ist frisch verliebt in Lukas. So passt es ihr denkbar schlecht, dass ihr Vater beruflich für ein halbes Jahr in die USA muss und sie diese Zeit in einem Internat verbringen wird. Auf die winzige (fiktive) Ostsee-Insel Griffiun reist Alina per Fähre und trifft auf dem Schiff gleich Cara, die als Einheimische am Unterricht der Internatsschule teilnimmt, und einen sonderbaren Mann mit Monokel, der aus einem Roman des 19. Jahrhunderts entsprungen zu sein scheint. Schloss Hoge Zand läuft bei Alinas Ankunft noch im Ferienmodus; der Internatsleiter ist aktuell unterwegs auf Promo-Tour für seine Schule. Alina fasst schnell Fuß bei den „Lonelies“, den Schülern, die in den Ferien nicht nachhause fahren. Jeder aus der eingeschworenen Clique trägt eine skurrile bis tragische Vorgeschichte im Gepäck. Nians Eltern touren als Opernsänger um die Welt, so dass er außerhalb des Internats noch nie Freunde hatte, Giovanni trägt gern Himmelblau und ist erfolgreicher Modeblogger, Lexie scheint überhaupt keine Angehörigen zu haben, Isabella verwandelte das Zimmer, das sie mit Alina teilt, in ein Gewächshaus für Heilpflanzen – und Alina selbst kann sich noch immer nicht damit abfinden, dass sie als Kind darüber belogen wurde, warum ihre Mutter plötzlich verschwand. Falls ich noch einmal geboren werde, dann bitte unbedingt als Kräuterhexe Isabella!

Nördlich des Internats werden angeblich temperamentvolle Ur-Rinder gehalten, der Zutritt zu diesem Bereich ist den Schülern streng verboten. Doch wenn die Urviecher gefährlich sind, was tut dann der Monokel-Mann in dem gesicherten Gehege und wer würde mitten zwischen den gehörnten Riesen zelten? Als Alina ein sonderbares Schiff an der Nordspitze der Insel sichtet, gibt es für die Lonelies kein Halten mehr, sie müssen dem Geheimnis der Insel auf den Grund gehen. Es handelt sich in Hoge Zand eher um ein dichtes Netz von Geheimnissen: da wäre das Schiff, Tinka, die zwischen Ur-Rindern zeltet, Informationen über die Geschichte der Insel, die man nicht im Internet finden kann, eine Hausmutter, die plötzlich schwer erkrankt und das Rätsel um Alinas Mutter, das immer bedrückender auf ihr lastet. Was die Lonelies hier oben erleben, wird Sie vom Stuhl werfen und Sie werden eine Weile daran zu knabbern haben, dass „Schein“ mehrere Bedeutungen haben kann.

Das Setting dieser phantastisch-abenteuerlichen Internatsgeschichte erinnert ein wenig an Frankas Eintritt in ihre Pflegefamilie in „Unland“. Aus den Fenstern des Internats wirkt die Insel Griffiun ähnlich unheimlich wie das Dunkel, auf das Franka damals blickte. Weil ein Staat in der jüngsten Geschichte hier oben eine Insel komplett von der Landkarte tilgen und später wieder zurückmogeln konnte, glaube ich den Autorinnen unbesehen, dass am Nordrand des fiktiven Griffiun die phantastische Welt beginnt … „Der Schein“ versammelt originelle Figuren und freche Dialoge, das Buch zwingt junge und erwachsene Leser, ihre Schubladen mit den Urteilen über andere Menschen neu zu sortieren, und nicht zuletzt sind die Erlebnisse der jungen Helden äußerst spannend. Ich sage nur Notausgänge …

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. Januar 2018 um 19:26

Klingt doch eher wie eine Neuauflage von Hanni und Nanni ein bisschen auf modern getrimmt.