Rezension

Ausbaufähig

Schwarze Bucht
von K. C. Crowe

Bewertet mit 3 Sternen

Inspektor Frank Parnell verbringt seinen Urlaub, in dem er sich vor allem von seinem Liebeskummer befreien will, in Dunedin. Um Geld zu sparen, das er lieber in Alkohol investiert, übernachtet er in einam Bed & Breakfast. Nach einer alkoholreichen Nacht wacht er nicht nur absolut verkatert, sondern auch mit Blut an den Händen auf. Im Zimmer neben Parnell wird eine junge Frau vermisst, doch Parnell kann sich an rein gar nichts erinnern. Hat er etwas mit dem Verschwinden der Frau zu tun? Ist er evtl. sogar ein Mörder? Parnell beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Meine Meinung
Allein das Wort Neuseeland reichte hier aus, um mich auf das Buch neugierig zu machen, denn bisher hatte ich aus dieser Ecke noch nie etwas gelesen. Auch das Cover wirkt ansprechend und zeigt das Setting des Krimis.
Ein wenig Zeit habe ich aber hier für den Einstieg benötigt, was zum einen daran liegt, dass man als Leser mitten in die Handlung geworfen wird, zum anderen aber auch an dem Schreibstil. Dieser wirkt immer wieder abgehackt, beinahe minimalistisch und dadurch auch am Anfang schwierig zu lesen. Doch gerade dieser Sprachstil mit den teilweise extrem kurzen Zwei- Dreiwortsätzen macht diesen Krimi sehr wirkungsvoll. Man hat das Gefühl, das hier einfach jedes Wort wichtig ist und liest dadurch noch einen Tick konzentrierter, zumindest ging es mir so.
Der Fall an für sich ist sehr spannend dargestellt. Man hat hier, genau wie der Inspektor, überhaupt keinen Plan, was hier passiert ist. Man verfolgt alles mit, ist teilweise aber völlig in die Irre geführt worden, teilweise überrascht, was der Inspektor durch seine Suche aufdeckt. Tatsächlich hatte ich lange Zeit das Gefühl, selbst benebelt zu sein und alles andere als einen klaren Blick auf das Geschehen zu haben. Auch dies könnte wieder an dieser eindringlichen Sprache liegen. Ich war auf jeden Fall einfach Zuschauer und habe mir gar nicht die Mühe gemacht, Theorien mit aufzustellen, denn es passiert doch meist etwas ganz anderes. So blieb ich einfach Boebachter der Ereignisse.
Erzählt wird das Geschehen durch einen personellen Erzähler in dritter Person aus der Sicht des Inspektors. Dadurch, dass hier vieles nur kurz angerissen wird und man schnell von einer Szene in die andere regelrecht geworfen wird, gibt uns dieser Erzähler nur sehr wenig Einblick.
Mit dem Fall des verschwundenen Mädchens und dem erinnerungslosen, angeblichen Täter, wird hier auf den ersten Blick das Rad nicht neu erfunden. Doch Crowe packt auf den gerade einmal etwas über 250 Seiten sehr viel mehr mit hinein. Man hat durchaus das Gefühl, dass in Neuseeland ganz andere Sitten herrschen als man sie kennt. Gerade was die heimischen Polizisten aus Dunedin angeht. Aber auch sonst giibt es hier neben der Aufklärung des Falls noch Hintergründe, die man hier nirgendwo erahnen kann.
Schließlich der Inspektor Parnell, so richtig kennengelernt habe ich ihn nicht. Ich weiß zwar das ein oder andere von ihm, wie z. B. das er alleine lebt, eine Katze hat und gerade unter Liebeskummer leidet, aber was in ihm vorgeht bleibt mir zum großen Teil verborgen. Richtig sympathisch wurde er mir nicht, aber richtig unsympathisch auch nicht. Aber mein Eindruck ist, dass hier hinter der Fassade noch einiges zu finden sein wird, interessant genug gestaltet dafür ist Parnell auf jeden Fall.
Neben Parnell gibt es noch den ein oder anderen Charakter, der hier mit in die Handlung eingreift, aber sie bleiben in meinen Augen allesamt recht blass. Gerade über Parnells Kollegin würde ich gerne mehr erfahren. Dadurch, dass es sich um eine Reihe handelt, gehe ich aber davon aus, dass wir Leser noch einiges über die Personen erfahren werden.
Mein Fazit
Ein Buch, das mich ein kleines bisschen verwirrt zurückgelassen hat. Durch die minimalistische Sprache wurde ich in kürzester Zeit durch den Krimi getrieben und musste dabei doch konzentriert bleiben, weil ich das Gefühl hatte, sonst etwas zu verpassen. Wer Krimis der etwas anderen Art mag, sollte hier auf jeden Fall hineinschnuppern, gerade auch wegen des eher ungewöhnlichen Schreibstils.