Rezension

Ausbruch aus dem Trott und sich selbst wiederfinden

30 Songs und eine Frau
von Christine Weiner

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Kiste voller Erinnerungen.Eine Wunschliste auf Kassette. Die Musik der 80er

Da ich etwas älter bin als die Protagonistin konnte ich mich im ersten Teil der Geschichte überall wiederfinden. Die altbekannten Lieder, die Erinnerungen wecken; die Träume, die man mal hatte und das Ausräumen des Elternhauses bei dem einem laufend Erinnerungsstücke in die Hand fallen.

Der mittlere Teil hingegen erscheint mir zu schrill und zu übertrieben. Eine Frau, die sich wieder selbst finden will, kann sich bestimmt auf viele neue Sachen einlassen, zumal wenn ihr entsprechende Menschen zur Seite stehen. Aber die Diskrepanz zwischen Annes altem Ich und dem anderen Ich in Wien erscheint mir zu groß … auch wenn es nicht von heute auf morgen sondern schrittweise passiert. Vielleicht bin ich auch einfach zu bodenständig oder konservativ.

Zu der Weiterentwicklung Annes tragen diverse Menschen bei. Und da hat mir sehr gut gefallen wie die Autorin diese unterschiedlichen Personen in die Geschichte eingebunden und charakterisiert hat. Oder wie zufällige Entdeckungen  (ich denke an die Briefchen in der Wohnung der Professorin) Erkenntnisse in Anne reifen lassen.

Im letzten Teil erkennt Anne, dass sie auf keinen Fall in den alten Trott zurückkehren kann, aber auch, dass das Leben nicht immer so weiter gehen kann wie in Wien. Sie hat eine Vorstellung wie ihr Leben in Zukunft aussehen könnte, ohne dass ihre Wünsche und Bedürfnisse untergehen … mit und trotz Ehemann und anstrengender Mutter.

Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der auch nachdenklich stimmt (vielleicht auch nur, wenn man bereits in die Jahre gekommen ist), aber auch aufzeigt, dass man ruhig von herkömmlichen Verhaltensmustern abweichen kann und soll.