Rezension

Ausdauer wird belohnt!

Stein und Flöte - Hans Bemmann

Stein und Flöte
von Hans Bemmann

Bewertet mit 4 Sternen

Ich glaube, mit Stein und Flöte habe ich einen eigenen Rekord gebrochen. Für dieses Buch habe ich tatsächlich mehrere Monate gebraucht, obwohl ich normalerweise mindestens zwei Bücher in der Woche lese. Das heißt aber bei weitem nicht, dass ich den Roman schlecht fand.

 

Es geht um Lauscher, einen jungen Mann, der versucht, seine Bestimmung zu finden und sich dabei immer wieder in Schwierigkeiten bringt und auch andere Menschen verletzt. Das ist die Rahmenhandlung, aber eigentliches Kernstück des Romans sind die zahlreichen Binnenerzählungen, die unterschiedlichste Themen behandeln. Diese Geschichten sollen Lauscher etwas über sich selbst erzählen, doch dafür muss er zuhören lernen – und das dauert lange.

 

Der Roman spielt in einer Märchenwelt, was sprechende Tiere, Hexen und weise Fürsten beinhaltet, was ich meist zauberhaft fand. Gerade, da es dennoch eine relativ ausgebaute Welt mit verschiedenen Sprachen und Völkern war, mochte ich das Märchenhafte daran. Allerdings hatte es für mich auch einen ganz, ganz großen Haken. Frauen und Mädchen waren so in klassischen Rollen verhaftet, dass es mich schauderte. Sie können weise Beraterinnen sein, Hexen oder warmherzige Zauberwesen, aber nie normale Menschen mit Fehlern und harter Arbeit. Das sind nur die Männer.

 

Der Umfang des Romans ist enorm und ich konnte nie viel an einem Stück lesen, da es auch nicht gerade ein Thriller war, aber die Geschichten haben meiner Meinung nach dafür entschädigt. Auch die Sprache war enorm lesenswert: verspielt, kunstvoll und poetisch ohne in den Kitsch abzudriften.

 

Man liest den Roman mit einer gewissen Distanz, damit muss man sich abfinden. Lauscher ist nur selten eine Figur, die Identifikation bietet und es gibt keine großartigen Wendungen und nur wenige spannende Passagen. Für mich aber war das auch der Sinn des Romans: Herunterfahren, annehmen und Stück für Stück weiterkommen.

 

Fazit: Ein Roman, der Ausdauer verlangt, aber dafür mit Poesie und tollen Ideen verzaubert. Leider ist Stein und Flöte selbst für einen Märchenroman bezüglich Frauenrollen sehr altmodisch.