Rezension

Ausdrucksstark

Das leere Gefäß - Magdalena Kaszuba

Das leere Gefäß
von Magdalena Kaszuba

Bewertet mit 4 Sternen

In „Das leere Gefäß“ setzt sich Magdalena Kaszuba in prägnanter Bildsprache mit dem katholischen Glauben ihrer Kindheit auseinander. Anschaulich illustriert sie den ersten Kontakt mit Gott und Religion und den Druck der durch düstere alttestamentarische Geschichten und strenge Priester auf ihrem kindlichen Ich lastete. Sie zeigt, wie schnell ein Kind brechen kann, wie schnell sich Positives zu Negativem wenden kann und wie verloren man vor etwas allmächtigem steht.

Kaszubas Geschichte ist weit weg vom klassischen Comic und nah dran an Kunst – einhergehend mit der Gefahr von Unverständnis oder Nichtgefallen. Durch ihre ausdrucksstarken, mal ins Traumhafte gleitenden Bilder kommen Wut und Trauer sehr gut rüber. Die Mischung aus Skizze, Zeichnung und kräftigen Aquarellen hat mir sehr gefallen. Und auch das Farbschema, in dem Gelbgold und Braun dominieren war angenehm rund.

Die Zeichnungen wirken oft wütend, weil der Strich so hart geführt wurde, ja fast gekritzelt wirkt. An anderer Stelle durch die wabernden Aquarelle wieder weich und fluide. Manchmal muss man zweimal hinsehen, dann es gibt viele Details zu entdecken. Das ist sehr reizvoll. Dazu Kaszubas äußerst gekonntes Spiel mit den Farben. Wirklich klasse.

Durch Farben, Zeichenstil und Konzept braucht diese Graphic Novel kaum Text. Der ist wenn überhaupt nur dazu da um die Situation zu beschreiben. Die Emotionen werden komplett durch die Zeichnungen transportiert. Das kann etwas kühl wirken, passt aber meiner Meinung nach perfekt zum Inhalt. Durch die nur wenige Zeilen Text ist die Graphic Novel allerdings auch sehr schnell durchgelesen. Ich würde sagen, man könnte hier von einer Kurzgeschichte in Comicform sprechen.

Alles in allem war „Das leere Gefäß“ für mich eine äußerste gelungene Auseinandersetzung mit Religion und Kindheit bei der mich allein schon das Cover total begeistert hat. Ich empfehle aber durchaus einen Blick in die Leseprobe, denn wer mit den Zeichnungen hier nichts anfangen kann, wird enttäuscht werden. Schließlich lebt diese Geschichte fast ausschließlich von ihrer Bildsprache.