Rezension

Ausgegeizt! – Uli Burchardt

Ausgegeizt! - Uli Burchardt

Ausgegeizt!
von Uli Burchardt

Bewertet mit 5 Sternen

Förster und Marketingfachmann, eine interessante Kombination. Also jemand, der sich mit den komplexen Zusammenhängen der natürlichen und der wirtschaftlichen Welt auskennt.

Das kommt in den vielen Analogien zum Ausdruck, die Uli Burchardt in seinem Buch Ausgegeizt! benutzt, um die Fehlentwicklungen in der „Billigrepublik Deutschland“ darzustellen.

Komplexe Systeme, wie z.B. ein Wald, werden durch controllinggetriebene Anbauformen, wie Fichtenmonokulturen („Fichtenacker“) ersetzt.
Monokulturen sind aber anfällig für Krankheiten, Schädlinge, Witterungseinflüsse. Damit das Ökosystem Wald gesund funktioniert, muss man alle Systemkomponenten betrachten und im Gleichgewicht halten.

In der Wirtschaft entsteht das große Ungleichgewicht durch die Fokussierung auf Controlling und Rendite. Alle weichen Faktoren müssen sich diesem Ziel unterordnen oder werden, da nicht messbar, aus den Betrachtungen eliminiert. Die Folge ist einseitige Konzentration auf Kostenreduktion.

Die Treiber dieser Entwicklung sind die Konsumenten, also wir alle. Aber wir sind auch die wirklich Getriebenen. Denn wir zwingen die Industrie und den Handel in eine Abwärtsspirale, die am Ende nur eines bedeutet: billig, billig, billig.
In seinem Buch zeigt Burchardt aber auch sehr schön, dass billig am Ende doch eben teuer ist, weil das Billigprodukt dann eben doch nicht so lange hält wie das Teurere. Das Teurere ist dann eben doch preiswert.

Als wichtigstes Entscheidungskriterium nennt der Autor Regionalität, da man in der Regel nicht alle Produktionsfaktoren kennen kann. D.h.: Einkaufen auf dem Wochenmarkt, wo man den Bauern kennt, Fleisch beim Metzger um die Ecke, bei dem man weiß, wo die Kuh auf der Weide stand, das Mineralwasser vom Brunnen aus der Gegend.
Es ist mit Sicherheit nachhaltiger, die Äpfel nicht um die halbe Welt zu transportieren. Und abgesehen davon bietet die Region, in der man lebt, jede Menge Identifikationsmöglichkeiten. Der Mensch ist nun mal keine bindungslose Maschine, sondern er definiert sich über sein soziales Umfeld.

Ein wichtiger Debattenbeitrag zum Thema Nachhaltigkeit in klarer und direkter Sprache!