Rezension

ausgeklüngelte Racheaktion

Die Farben des Feuers - Pierre Lemaitre

Die Farben des Feuers
von Pierre Lemaitre

Bewertet mit 4 Sternen

~~1927 stirbt Marcel Pericourt und hinterlässt seiner Tochter Madeleine als Alleinerbin ein Bankenimperium. In dieser Zeit ist es unvorstellbar, dass eine Frau eine Bank leiten kann. Sie kann sich nur auf die Fähigkeit des langjährigen Prokuristen stützen, der nach einer abgelehnten Eheschließung mit Madeleine jedoch nicht mehr mit voller Unterstützung für die Belange der Bank einsteht. Madeleine selbst ist völlig überfordert, da an dem Tag der Beerdigung ihres Vater ihr kleiner Sohn Paul aus dem Fenster stürzte, überraschend überlebte, doch nun auf dauerhafte Pflege angewiesen ist. Einzig die Musik holt ihn aus seiner Lethargie. Madeleine wird mit vielen Intrigen konfrontiert. Ihr Onkel Charles ist ständig in Geldnöten und mit seinem Erbe unzufrieden. Der Prokurist holt sich über raffinierte Finanzgeschäfte die Mehrheit der Bank und verkauft sie anschließend. Der Hauslehrer und das Kindermädchen von Paul verfolgen ebenfalls eigene Interessen. Aus der äußerst wohlhabenden Madeleine wird eine Frau des Mittelstandes, ihr Leben verändert sich radikal. Sie will sich an den Menschen, die ihr das angetan haben, rächen. Sie vertieft sich in die politischen und wirtschaftlichen Begebenheiten. Anfang der 30er Jahre ist Europa im Umbruch, dies möchte sie für sich nutzen.
Der Schreibstil orientiert sich an die Sprache zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Sie ist gewöhnungsbedürftig, passt jedoch ausgezeichnet zu der Handlung. Der Klappentext verspricht eine starke Frau, die eine Bank leiten wird. Das entspricht allerdings nicht dem Inhalt der Geschichte. Die Intrigen und anschließenden Rachefeldzüge haben ihren besonderen Reiz.