Rezension

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Ausgewogene Geschichte mit wichtigem Hintergrund

Everything I Ever Needed - Kim Nina Ocker

Everything I Ever Needed
von Kim Nina Ocker

Bewertet mit 4 Sternen

In „Everything i ever wanted“ geht es um Ava, die nach einer langen schweren Krankheit ihr neues Leben an der Uni beginnt. Dabei trifft sie auf Dexter, einen Typen der jedem Bad Boy Klischee gerecht zu werden scheint, aber dennoch Gefühle in Ihr Weckt, die dort nicht sein sollten. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass es eine mögliche Verbindung in ihrer Vergangenheit gibt, mit der beide nur sehr schlecht zurechtkommen, und unter der beide zu leiden haben.

 

„Everything i ever wanted“ ist der folgeband von „Everything i didn´t say“ von Kim Nina Ocker. In beiden Bänden geht es um andere Protagonisten, so dass man beide Bücher auch unabhängig voneinander lesen kann. Zum besseren Verständnis und um sich nicht zu Spoilern, sollte man erst das eine und dann das andere Buch lesen. Vom Cover her passen beide Bände zueinander. Auch wenn das Cover nicht aussagt um was es in dem Buch geht, finde ich es dennoch wunderschön und es ist ein Hingucker in jedem Bücherregal.

 

Kim Nina Ocker hat eine wunderbar flüssig zu lesende Schreibweise, die mit ihren bildgebenden Details dazu einlädt, sich in die Geschichte hineinzuträumen. Durch die wechselnden Sichtweisen der Protagonisten in der Gegenwärtigen Ich-Perspektive, kann man sich in beide Seiten gut Reinversetzen und versteht viel mehr die Hintergründe ihres Handelns.

 

Die Protagonistin Ava konnte mich vom ersten Moment an von sich überzeugen. Durch ihre schwierige Vergangenheit, hat sie sehr viel im Leben verpasst und beginnt so gesehen an der Uni einen kompletten Neuanfang. Sie ist dabei noch recht unsicher und auch zurückhaltend, versucht aber, trotz Angst vor Ablehnung, sich zu Integrieren und wächst im gesamten Buch über sich hinaus.

Dexter konnte man bereits in „Everything i didn´t say“ Kennenlernen. Auch wenn er unfreundlich und Bad Boy mäßig erscheint, hat er doch schnell mein Herz zum dahinschmelzen gebracht. Er kann unglaublich gefühlvoll und fürsorglich sein. Seit dem Verlust seiner Familie fühlt er sich oft einsam und kämpft sich mit der Hilfe seines Besten Freundes zurück ins Leben. Nach diesem Schicksalsschlag die Hoffnung nicht aufzugeben und weiterzumachen ist unglaublich schwer, und schon dafür hat er meinen vollsten Respekt verdient.

 

Die ganze Geschichte zwischen Ava und Dexter ist humorvoll aber auch mit viel tiefe und schwere gestaltet. Die Autorin hat wunderbare Momente für die beiden geschaffen, so war schon das Kennenlernen der beiden ein absolutes Highlight für mich. Sie dabei zu begleiten hat mir jede Menge Spaß bereitet und auch mir als Leser geholfen, beide Persönlichkeiten besser kennenzulernen.

Gedanken und Handlungen von beiden Seiten waren immer sehr gut nachzuvollziehen und dabei nicht unbedingt vorhersehbar. Während beide anfangs eher wenig bis keine Freunde hatten, kann man sie ebenfalls dabei begleiten wie sie sich ihr Leben und Freundschaften an der Uni aufbauen.

Dexters Beschützerinstinkt gegenüber Ava mag an manchen Stellen etwas übertrieben gewesen sein, dennoch haben Sie auch eine Menge Humor einfließen lassen.

 

 

Das Buch behandelt ein sehr sensibles Thema in unserer Gesellschaft, welches in diesem Buch eine große Rolle spielt. Es geht um Organspenden. Einige meiner eigenen Sorgen fand ich in diesem Buch wieder und es hat mir dennoch etwas geholfen, diese beiseitelegen zu können und mir noch einmal aufzuzeigen, wie wichtig es ist sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

 

 

Aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten der Protagonisten wurde es mir in der zweiten Hälfte des Buches leider ein wenig zu Übertrieben nervig und langatmig. Dinge die man durch einfache Kommunikation hätte klären können wurden immer wieder aufgebauscht und ausgeschlachtet. Hätte das drum herum nicht gestimmt, wäre es mir womöglich sogar zu viel geworden.  Auch wurde mir die Beziehung zwischen Dexter und Ava gegen Ende zu schnell abgehandelt ohne das noch etwas Interessantes passiert ist. Das hat dem ganzen Buch einen leichten Dämpfer verpasst.

 

 

Ein großer Plus Punkt sind noch einige der Nebendarsteller, die man sehr in sein Herz schließt. Unter anderem sind dies die Väter von Ava, die sie als kleines Mädchen adoptiert haben und mitunter die liebevollsten, fürsorglichsten und lustigsten Eltern sind, die ich je erlebt habe. An den beiden hat mich besonders begeistert, dass sie einfach als völlig natürlich dargestellt wurden. So sollte es auch sein und nicht groß Thematisiert werden das es nicht die ewig vorgelebte „normale“ Familienkonstellation ist. Ein ganz großes Lob dafür an die Autorin.

Auch waren die neuen Freundinnen und Freunde die sowohl Ava wie auch Dexter kennenlernen einfach Klasse und haben dem ganzen Buch einen gewissen Wohlfühlcharme gegeben.

 

 

Mein Fazit:

 

Tolle Protagonisten mit denen man sich gut identifizieren kann und die man gern auf ihrem Weg ins Leben begleitet. Wunderschöne Wohlfühlmomente voller Humor, liebevolle Gesten und Schwere Thematik wechseln sich in dieser Geschichte ab, so dass es nie langweilig wird und alles recht ausgeglichen ist. Zwischenzeitlich leicht langatmig und nervig, aber durch eine nachvollziehbare Problematik dennoch überzeugend. Ein unglaublich wichtiges Thema mit dem sich jedes Auseinandersetzen sollte, aber auch die Sorgen die damit einhergehen werden ebenfalls behandelt und regen zum Nachdenken an. Ich kann dieses Buch nur jedem wärmstens empfehlen.