Rezension

Ausrufezeichen beim Thriller-Debüt

Der Alphabetmörder - Lars Schütz

Der Alphabetmörder
von Lars Schütz

Bewertet mit 4 Sternen

„Der Alphabetmörder“ von Lars Schütz hat mich zugegebenermaßen angesprochen, weil mich die Gestaltung des Covers und die Formulierung des Klappentexts sehr an meinen favorisierten Thriller-Autor Chris Carter erinnert hat. Lustigerweise – natürlich demselben Verlag Ullstein geschuldet – ist auch das Layout, Schriftart etc. haargenau gleich, was den Effekt des Vergleichs natürlich noch erhöht. Trotzdem bin ich vollkommen unbedarft an dieses Buch gegangen und habe mir verboten, auch inhaltlich ständig Vergleiche zu ziehen. Zum einen ist das dem Autor gegenüber unfair, zum anderen bin ich auch von Chris Carter nicht immer restlos begeistert.

Die beiden Profiler, um die sich das Geschehen dreht und die jeweils eine Perspektive zugewiesen bekommen, sind mir direkt zu Anfang als sehr vielversprechend aufgefallen. Jan und Rabea sind beide sehr eigenwillige Persönlichkeiten, die beide eine interessante Vergangenheit zu bieten haben, die viel Potenzial birgt. Ihre professionelle Arbeit wird immer wieder anschaulich ins Geschehen eingebunden. Entweder durch konkrete Anschauung ihrer Arbeitsweise oder durch Erklärung von typischen Phänomenen, denen Profiler begegnen können. Insgesamt könnte man die Arbeitsmethoden noch etwas intensiver einbinden, da sie eben in einer Thriller-Reihe rund um Profiler in meinen Augen das Herzstück bilden. Bei Jan und Rabea hat mir aber auch vor allem gefallen, dass sie nicht für sich beanspruchen allwissen oder genial zu sein. Sie haben beide ihre Dämonen, beide ihre Fehler und das macht das Erleben mit ihnen sehr, sehr realistisch.

Der Fall ist wunderbar konstruiert. Die Mordserie ist interessant gestaltet, dadurch dass der Täter seine Opfer mit Buchstaben versieht und um das ganze Alphabet durchzubekommen, eine klare Mission hat. Das bringt mich sich, dass es relativ schnell viele Opfer gibt und sich dadurch der Spannungsbogen wirklich von Anfang an wunderbar aufbaut und auch bis zum bitteren Ende durchzieht. Es gibt gleich mehrere Höhepunkte in der Handlung, die strategisch gut gesetzt sind, so dass das Gefühl einer Achterbahnfahrt erzeugt wird. Zudem gelingt dem Autor ein raffiniertes Verwirrspiel rund um den Täter, da immer wieder falsche Fährten gelegt werden, man so wild spekuliert und eigene Theorien ständig über den Haufen wirft. Am Ende ist die Lösung vielleicht nicht unerwartet gewesen, aber eben doch eine Überraschung, weil es zu viele Anzeichen in zu viele unterschiedliche Richtungen gab.

Neben der etwas zu kurz kommenden Profilerarbeit muss ich auch noch kritisch einige logische Lücken anmerken. Man muss nicht immer alles bis ins kleinste Detail beantwortet haben, aber gerade bei solchen Thrillern liebe ich es, wenn am Ende jede kleine Spur, die im Laufe gelegt wurde, sich am Ende sauber ins große Ganze einfügt. Auch hier werden einige Details angesprochen, die aber am Ende leider offenbleiben. Aber für ein Debüt in dem Genre finde ich das normal, weil es eben auf die Kleinigkeiten ankommt und wenn man so viele anbietet, bleiben am Ende eben ein paar lose Fäden übrig.

Fazit: Lars Schütz bietet mit seinem Thriller-Debüt „Der Alphabetmörder“ ein sehr gelungenes Debüt, das eine gut durchdachte Mordserie beinhaltet, unperfekte und dadurch nahbare Profiler bietet und einen tollen Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende hat. Negativ anzumerken sind wirklich nur Kleinigkeiten, so dass für mich klar ist, dass ich bei weiteren Bänden gerne wieder als Leserin dabei sein werde!