Rezension

Ausschnitt aus dem Leben der Peggy Guggenheim – leichter biografischer Roman

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück - Sophie Villard

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
von Sophie Villard

Bewertet mit 3 Sternen

Ausschnitt aus dem Leben einer schillernden Persönlichkeit, einer weltweit anerkannten Kunstmäzenin – etwas klischeehaft, sprachlich einfach

Wer kennt sie nicht, Peggy Guggenheim, die reiche Erbin, die der Welt so wunderbare Museen (Venedig, Bilbao) mit Kunstsammlungen geschenkt hat?! Darüber hinaus ist sie als schillernde Persönlichkeit bekannt, nicht schön, aber mit vielen bekannten Männern liiert gewesen wie Samuel Beckett, Yves Tanguy, Max Ernst und unzähligen anderen. Sie scheint die Männer gesammelt zu haben wie ihre Sonnenbrillen und moderne Kunst. Letzteres ist ein Verdienst, der ihr einen Platz in den Annalen der Kunstgeschichte beschert hat.

Nach einer zwar luxuriösen, aber nicht unproblematischen Kindheit und Jugend mit familiären Katastrophen, nach zweimal Heirat, die beide mit Scheidung enden, findet sie zwar kein Glück bei den Männern, wohl aber bei der Beschäftigung mit der Kunst ihrer Zeit.

Der Roman schildert einen wichtigen Ausschnitt aus ihrem Leben, die Jahre 1937 – 1942. Immer wieder scheitert sie an den Männern, mit denen sie eine Beziehung eingeht, aber anfangs auch mit ihren Kunstprojekten. Mal war die Zeit nicht reif für moderne surrealistische Kunst (die Galerie 'Guggenheim Jeune' in London), mal legten ihr die politischen Umstände – der Ausbruch des 2. Weltkrieges und die Judenverfolgung in Europa – Steine in den Weg.

Der Roman beginnt mit ihrer Beziehung zum Schriftsteller Samuel Beckett und der Eröffnung einer Galerie in London. Die fast 40-jährige Peggy Guggenheim wird hier als eine unsichere, etwas naive Frau dargestellt, die nicht recht weiß, was sie will, Männer betreffend. Im Bereich der Kunst dagegen hat sie ständig kreative Ideen und verfolgt unbeirrt ihren Weg.

Auch ihre sehr menschliche Seite muss man betonen. Sie ist reich, lebt im Luxus, der Champagner fließt anscheinend in Strömen, aber sie hat ein großes Herz und unterstützt bedürftige Freunde und Künstler finanziell.

Das klingt bisher alles recht interessant und wer nichts über Peggy Guggenheim und ihre Zeit weiß, wird in dieser Romanbiografie fündig. Was mir leider nicht gefallen hat, sind die vielen Klischees wie z.B. dass Beckett ihr während des Liebesakts Champagner aus dem Bauchnabel schlürft (im Roman leckt er ihn ab, S. 27). Was für ein überstrapaziertes Bild! Ebenso: "Ihr lief ein Schauer der Erregung durch den Körper (44)." Mehrfach wird es Peggy 'heiß', als sie ihn sieht. "Er war so irisch, so groß, knurrig und verwegen." (29) Das klingt – ich muss es leider sagen/ schreiben - wie aus einem Trivialroman. Ab dem zweiten Drittel wird es besser und auch spannender.

Was ich unglaubwürdig finde, ist die Charakterisierung von Beckett. Wenn ich auch seine Werke nicht mag, sind sie doch anerkanntermaßen hohe Literatur. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass der als traurig und melancholisch beschriebene Beckett bei Peggy so lockere, klischeehafte Sprüche drauf hat wie: "Na, schöne Frau, so allein unterwegs?" (44). Das passt nicht zu ihm.

Überhaupt hatte ich meine Probleme mit der Sprache, besonders im ersten Drittel. Sie erweckt keine Bilder, keine Vorstellung beim Leser. Was bitte soll ein schöner Briefkopf sein, ein wunderschöner Briefkopf, ein bezaubernder Garten (95), hübsche Lhasa-Terrier (73), hervorragender Wein in einem schönen Café (44) u.v.m.?! Dann ist da noch Kandinsky und sein 'entzückender' russischer Akzent, Yves und sein 'entzückendes' Französisch (105).

Fast schreien musste ich bei der ständigen Verwendung von Satzanhängseln wie 'finden Sie nicht' (2x auf S. 19), weißt du, verstehst du (98, 113, 171, …) und das ausgerechnet gehäuft bei Beckett, einem Meister der Sprache. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sein schriftliches und mündliches Sprachvermögen so sehr auseinanderklafft. Es klingt wie eine Übersetzung aus dem Englischen, wo diese Art der Satzkonstruktion häufig vorkommt. Hier hat es mich ungemein gestört und mir den Lesegenuss verdorben.

Auch Peggys Gedanken, die hier größtenteils dargestellt werden, sind sehr salopp. Mag sein, dass sie so denkt und spricht: festgequatscht (2x, 33), Herrgott! Himmel hilf! (13), verdammt nochmal (20), etc.

Im zweiten Drittel lässt diese Schreibweise ein wenig nach, wird vielleicht auch von der Spannung verdrängt, die durch die Bedrohung durch die Nazis entsteht und die Frage, ob Peggy mit ihrer Familie, ihren Schützlingen und ihren Kunstwerken noch rechtzeitig aus Europa herauskommt.

Das Fazit, das Peggy am Ende des Romans zieht, die Einsicht, was für sie 'Glück' bedeuten kann, gefällt mir gut. Es ihre Kunst, ihr großes Talent als Sammlerin, die die Zeichen der Zeit erfasst hat, die einen richtigen Riecher für moderne Kunst und ihre Entwicklung hat und die sie der Öffentlichkeit zugänglich machen kann. Sie sagt, es werde immer Männer an ihrer Seite geben, aber die Kunst sei ihr Lebenswerk.

"… was eine Frau glücklich macht? "Es sind die Zeiten im Leben, in denen sie mit sich und ihren Entscheidungen vollkommen im Einklang ist." (14)

Wer gerne leichte Romane liest und etwas über das Leben von Peggy Guggenheim wissen möchte, dem mag der Roman gefallen, mir aus den oben genannten Gründen leider nicht.