Rezension

Ausschweifender und wunderbarer Erzählstil

Die geheime Mission des Kardinals - Rafik Schami

Die geheime Mission des Kardinals
von Rafik Schami

Bewertet mit 4 Sternen

Schon mehrfach wurden mir Rafik Schamis Bücher mit seiner besonderen Sprache ans Herz gelegt. "Die geheime Mission des Kardinals" ist nun das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe und es hat sich wahrlich gelohnt.

Der Autor erzählt von dem kurz vor seiner Pensionierung stehenden Kommissar Barudi, der zu einem Tatort in der italienischen Botschaft in Damaskus gerufen wird. Dort wurde in einem Olivenölfass die Leiche eines italienischen Kardinals entdeckt. Kommissar Barudi will dieses Verbrechen unbedingt aufklären. Unterstützung bekommt er von einem römischen Kollegen namens Mancini, der im Laufe der Ermittlungen zu Barudis Freund wird.

Rafik Schamis Art zu schreiben ist tatsächlich besonders. Bisweilen verfällt er in einem regelrechten Plauderton und ich hatte mehr als einmal das Gefühl, dass ich kein Buch lese, sondern dass mir der Autor selbst die Geschichte vorträgt. Und wie es so beim Erzählen ist, schweift man hin und wieder auch gerne ab, bis es dann zur eigentlichen Geschichte zurückgeht. Auf dieses Abschweifen versteht Rafik Schami sehr gut. Das hat mir sehr gefallen, allerdings gab es dadurch auch einige Wiederholungen und einige Ausschweifungen, z. B. in die Jugend des italienischen Kommissars, waren mir etwas zu viel. Dadurch leidet mitunter die Spannung und der Lesefluß. Ein Aspekt, der reinen Krimilesern vielleicht den Spaß am Buch nehmen könnte.  

Doch reinen Krimifans kann ich "Die geheime Mission des Kardinals" auch eher nicht empfehlen. Obwohl es um die Aufklärung des Mordes geht, erfährt der Leser vieles vom Alltagsleben in Syrien und erhält Einblicke in die Machtverhältnisse des Landes. Dafür lässt Rafik Schami seinen Kommissar Barudi in Tagebucheinträgen immer wieder selbst zu Wort kommen. So berichtet Barudi z. B. davon, dass er als Polizist bei seinen Ermittlungen teilweise sehr vorsichtig sein muss, um nicht den falschen Leuten auf den Schlips zu treten. Und dass die wahren Täter bisweilen vom Geheimdienst des Landes geschützt werden und dafür Bauernopfer ins Gefängnis gebracht werden, die dann auf mysteriöse Art versterben.

Der in Damaskus geborene Rafik Schami schreibt humorvoll, teilweise bissig und in einer wunderschönen Sprache von einem Land, das mir vorher sehr fremd war. Auch wenn ich nun natürlich kein Syrien-Kenner bin, hat mir das Buch doch geholfen, die dort lebenden Menschen ein wenig besser zu verstehen. Schon alleine deshalb lohnt sich die Lektüre von "Die geheime Mission des Kardinals". Und ganz sicher werde ich wieder zu einem Buch von Rafik Schami greifen. Da wäre ja "Die dunkle Seite der Liebe", der erste Fall Kommissar Barudis.