Rezension

Außen hui, innen...

Horrorstör - Grady Hendrix

Horrorstör
von Grady Hendrix

Wie ein Ikea-Katalog kommt er daher, Horrorstör, die Horror-Ikea-Satire im originellen Outfit. Ein knalliges Cover, das zu einem schwedischen Möbelunternehmen passt, ein ungewöhnliches Romanformat. Erst auf dem zweiten Blick sieht man die so gar nicht idyllischen Fotos, die auf dem Coverbild an der Wand hängen. Die Rückseite ist noch viel deutlicher, blutige Hände greifen durch Gitterstäbe, die ebenfalls wie Bilder an der Wand hängen. Das Cover zeigt einen Prospekt von Orsk, dem Möbelhaus, in dem Horrorstör spielt. Protagonistin ist Amy, eine Verkäuferin bei Orsk in Cleveland, die immer pleite ist, sich ständig Geld leihen muss, die ihren Chef nicht ausstehen kann, der es an Motivation mangelt und die ihre Versetzung angefordert hat. Bevor es jedoch dazu kommen kann, spannt ihr Chef Basil sie und ihre besonnene und hilfsbereite Kollegin Ruth Anne für eine nächtliche Patrouille ein: die Toilette war beschmiert und zerkratzt, morgens entdeckten Mitarbeiten Kot auf einem ausgestellten Sofa. Basil will herausfinden, welcher Schmutzfink nachts sein Unwesen in dem Möbelhaus treibt. Er denkt an einen Einbrecher und glaubt, ihn in Form des Obdachlosen Carl gefunden zu haben. Trinity und Matt, die sich heimlich nachts in Möbelhaus geschlichen haben, denken dabei an etwas ganz anderes: sie glauben, es ist ein Geist aus den Zeiten, als auf dem Grundstück noch ein Gefängnis stand, und wollen die nächtlichen Spukaktivitäten aufnehmen, um damit berühmt zu werden. Doch nach einer Séance läuft plötzlich alles aus dem Ruder und in Orsk öffnen sich Türen, die es nicht geben dürfte. Türen, die in das dunkle Herz des Geschäfts führen. Türen, hinter denen das Böse lauert.

Horrorstör hat Potenzial. Eine Möbelhauskette, riesig, verwinkelt, in denen nachts Seltsames vor sich geht, das sich zunächst rational zu erklären scheint. Eine Adresse, die die Polizei nicht kennt. Ein Obdachloser. Eine Frau, die an Geister glaubt und einen zu filmen erhofft. Ein Stromausfall. In einem Möbelhaus gibt es jede Menge Möglichkeiten, schaurige Spannung aufzubauen. Und ich liebe Spukhausgeschichten. Was Grady Hendrix allerdings daraus gemacht hat... Ja, ich weiß, dass es eine Satire sein soll, aber lachen konnte ich über sie nicht, nicht mal schmunzeln. Natürlich wird hier ein ganz spezielles schwedisches Möbelhaus veralbert, der Name fällt sogar mehr als einmal, damit es auch jeder versteht. Und nicht nur die Möbel selbst und dass immer etwas fehlt oder die Möbel schnell kaputt gehen und man spezielles Werkzeug braucht, sondern auch die "Lebensweisheiten" des Möbelhauses werden hier veralbert. Alles gute Ideen und scheinbar hat Hendrix auch gut recherchiert und einige Internafakten mit eingebaut, die vor allem den Alltag der Mitarbeiter betreffen.

Für mich ist es aber einfach ein Roman, der versucht, durch eklige Absurditäten zu schocken. Ich fand ihn nicht gruselig. Ich fand ihn nicht spannend. Ich konnte Amys Entwicklung nicht nachvollziehen. Ich fand ihn nur eklig und überzogen und meistens eher langweilig. Die Geister - oder die Büßer - sind so überdreht dargestellt, dass sie eher lächerlich erscheinen (aber nicht witzig). Einfach nur unglaubwürdig. Dazu kommt der in meinen Augen sehr schlechte Schreibstil. Sprachliche Klischees, wiederholte und seltsam klingende Ausdrücke (ständig knallt etwas irgendwo drauf oder gegen oder hinein), unpassende Verniedlichungen (beispielsweise sagt jeder zu den Fäkalien auf dem Sofa "Kacka"). Der Geruch, den die übernatürlichen Erscheine verursachen, wird gefühlt auf jeder Seite beschrieben. Irgendwann dachte ich nur noch "Ist ja guuuut, ich habe verstanden, dass es da stinkt!" und noch ein paar Kapitel später habe ich bei der x-ten Wiederholung nur noch mit den Augen gerollt. Vielleicht ist der schlechte Schreibstil Absicht, der es in meinen Augen nicht schafft, eine passende Gruselatmosphäre aufzubauen. Aber ich hätte lieber eine Horror-Möbelhaus-Satire gelesen, die gut geschrieben ist. Stattdessen ist es ein platter, ekliger, klischeebehafteter, überzogener Splatter.

Die Idee ist der Wahnsinn. Die Katalogaufmachung. Die grünblaue Schrift. Die Kapitel, die nach Möbeln benannt sind und wie sich diese von normaler Beschreibung zu Büßer-Verwendungs-Beschreibung verändern. Die Coupons, die Regeln, der Ausfüllbogen für Mitarbeiter, die Bewertungsbögen. Es gibt viele zusätzliche Details, die ein tolles Konzept bilden. Aber der Roman selbst ist leider furchtbar schlecht.
 

(c) Books and Biscuit