Rezension

außen hui, innen pfui

Solange du schläfst - Antje Szillat

Solange du schläfst
von Antje Szillat

Bewertet mit 2 Sternen

"Solange du schläfst" von Antje Szillat ist die Liebesgeschichte von Anna und Jérôme und hätte in meinen Augen durchaus das Potential gehabt, ein gutes Jugendbuch zu sein.

Zum Inhalt: Anna ist mit ihrer Familie aus Bremen in einen kleinen Ort gezogen, in dem auch der Halbafrikaner Jérôme bei seiner Tante und deren Mann Udo lebt. Jérôme wird von der Dorfjugend, angeführt von Konstantin, dem Sohn des Bürgermeisters, gemoppt und auch Anna erfährt Ablehnung, als sie beginnt, sich mit Jérôme zu treffen. Die beiden verlieben sich allen Widrigkeiten zum trotz schnell in einander. Als Jérôme dann angegriffen und so schwer verletzt wird, dass er ins Koma fällt, versucht Anna herauszufinden wer dafür verantwortlich ist.

Positiv an dem Buch fand ich die Liebesgeschichte zwischen Jérôme und Anna, die mich durchaus fesseln konnte und die Idee der pöbelnden Dorfjugend, derer sich die beiden erwehren müssen. Leider ist das dann aber auch schon alles. Das Verhältnis zwischen Anna und ihren Eltern erschien mir merkwürdig und unglaubwürdig und die sich schon früh andeutende Nebenhandlung um kriminelle Machenschaften von Jérômes Onkel Udo wirkten in der Handlung anfangs deplaziert.

Zudem verlor die Geschichte dann für mich entgültig jeden Reiz, als wie selbstverständlich und aus heiterem Himmel nach mehr als der Hälfte des Romans von "geistige[n], spirituelle[n] Dimensionen" gesprochen wurde, und Anna sich zur Gedankenleserin des im Koma liegenden Jérômes entwickelte. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Handlung einfach nur noch surreal und ziemlich platt.

Der Schreibstil ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Es wechselt zwischen der Ich-Perspektive bei Anna in die Perpektive eines personalen Erzählers bei Jérôme. Dieses hin und her fing schon früh an, mir auf die Nerven zu gehen und dämpfte außerdem den Erzählfluss.

Wodurch das Buch wirklich besticht, ist das auffällig gestaltete Cover, da der Buchdeckel wie ein Holzschnitt im Muster einer Blumenranke mit herzförmiger Öffnung ausgeschnitten ist und sich somit sehr plastisch an das Dornröschen-Thema, welches auch auf der Buchrückseite als Textzitat aufgegriffen ist, anlehnt. Leider vermitteln Aufmachung und das Zitat auf der Rückseite aber einen völlig falschen Eindruck von der Handlung, die rein gar nichts mit einer modernen Dornröschengeschichte zu tun hat.

Mein Fazit also: Das Buch ist sehr enttäuschend. Außen ist es unglaublich schön gestaltet, Inhalt und Schreibstil können da aber nicht mithalten. Die Liebesgeschichte gefiel mir am Anfang ganz gut, als jedoch der spirituelle Nonsens hinzukam, war ich von so viel Plumpheit und Einfachheit bei der Lösung des großen Rätsels einfach nur noch unterweltigt.