Rezension

Außenseitertum in der japanischen Gesellschaft

Die Ladenhüterin - Sayaka Murata

Die Ladenhüterin
von Sayaka Murata

Bewertet mit 5 Sternen

Satireähnlich beleuchtet di Autorin die Gesellschaft ihrer japanischen Heimat, in der Arbeitseifer in einem ordentlichen Beruf und Gründung einer Familie in den 30ern „normal“ sind. Ihre Protagonistin Keiko läuft diesem Bild völlig zuwider. Bereits seit ihrer Kindheit ist sie, weil recht gefühllos, sozial gestört. Ihren Platz und ihre Erfüllung findet sie in einer streng reglementierten Aushilfstätigkeit in einem 24-Stunden-Supermarkt, der sie immerhin 18 Jahre lang mit Übereifer nachgeht. Um endlich Ruhe vor Familie und Freunden zu haben, die sie zur Aufnahme eines ordentlichen Berufes oder Gründung einer Familie drängen, nimmt sie den arbeitslosen Schmarotzer Shiraka bei sich auf, wodurch ihr Alltag ins Wanken gerät.

 

Die Geschichte fasziniert durch ihre zwar der Norm nicht entsprechenden, aber dennoch sehr sympathischen Hauptfigur, die uns Europäern ein so reales Bild von der japanischen Gesellschaft und Arbeitswelt vermittelt und manches Klischee bestätigt. In der Vergangenheit habe ich schon einige Bücher japanischer Autoren gelesen und war oft enttäuscht ob der Distanziertheit der Geschichte. Erst dieses Buch lässt mich meine bislang negative Einstellung zu japanischer Literatur revidieren. Schade, dass es Buch so kurz ist.