Rezension

außergewöhnliche Umsetzung eines sensiblen Themas

Nach Mattias
von Peter Zantingh

Bewertet mit 3 Sternen

Mattias ist nicht mehr da und doch ist er Dreh- und Angelpunkt dieses Romans.
Der Autor gibt Einblicke in das Leben von acht grundverschiedenen Menschen, die ihm teils sehr eng, teils lose oder auch kaum verbunden gewesen sind. Auf diese Weise will er seinen Lesern Mattias und die Umstände seines Todes näherbringen, denn diese Frage bleibt lange offen. Eine außergewöhnliche Romanidee und im Grunde auch eine gute.

Was die Umsetzung angeht, sicher zu einem großen Teil Geschmacksache, ich konnte damit nur bedingt etwas anfangen. Auf der einen Seite ist sein Erzählstil knapp und eindringlich, die Sprache oftmals sensibel und berührend (für mich ganz besonders im ersten Kapitel „Amber), was mir beides sehr gefällt. Auf der anderen beschreitet er aber auch erzählerische Wege, denen ich zeitweise nur schwer folgen konnte oder wollte - schwierig, ermüdend, uninteressant…

Vielleicht bin ich dazu nicht sensibel genug, aber mir hat sich Mattias Persönlichkeit aus diesen Mosaikstückchen kaum erschlossen, zu vage und diffus, der rote „Verbindungsfaden“ zu dünn und oft nur schwer zu fassen. Mein Bild von ihm hat sich gleich im ersten Kapitel geformt, denn Ambers Perspektive hat mir im Hinblick auf Mattias am meisten gegeben, Chris mich als Figur am stärksten fasziniert.

Ich glaubte vage erspüren zu können, was der Autor mit seinem Buch vermitteln möchte, doch so richtig greifbar ist es für mich nicht geworden.
„Ein kluges, sensibles und bewegendes Buch über die vielen Gesichter der Trauer“ …, diese Aussage der Kurzbeschreibung kann ich unterschreiben.
„…das aber gleichzeitig von großer Lebensfreude und Hoffnung geprägt ist“ – so kam es für mich nicht rüber, ich fand es die meiste Zeit bedrückend. Vermutlich weil auch rund um die Figuren, durch die man einen Blick auf Mattias Persönlichkeit bekommen sollte, wenig Hoffnung und Lebensfreude zu spüren ist.
„…und unseren Blick für das schärft, was wirklich von Bedeutung ist.“ Das könnte man aus der Geschichte mitnehmen, hat sich mir aber auch nicht aufgedrängt.

Insgesamt ein interessantes Buch über Trauer und Verlust, wie verschieden man diese empfinden und damit umgehen kann. Ein Buch, das bei mir aber keinen positive Nachhall zurücklässt, eher ein Gefühl von Bedrückung und leiser Verwirrung. Und irgendwie glaube ich nicht, dass das in der Absicht des Autors gelegen hat.