Rezension

Außergewöhnlicher Ermittler

Gun Street Girl - Adrian McKinty

Gun Street Girl
von Adrian McKinty

Bewertet mit 3 Sternen

Belfast im Jahre 1985, es herrscht Terror und Aufstand in den Straßen. In dieser Zeit ermittelt Sean Duffy für die RUC Carrickfergus. Ein Großeinsatz gegen den Waffenschmuggel geht gewaltig daneben und Sean Duffy verlässt den Ort des Geschehens. Als er am nächsten Morgen einen Anruf seines Kollegen McCrabban erhält, erfährt er, dass in der vorigen Nacht das Ehepaar Kelly, Millionäre, ermordet wurden und deren Sohn Michael entführt zu sein scheint. Zuerst möchte Duffy seinem Kollegen den Fall komplett überlassen, doch als Michael dann tot aufgefunden wird und sich die Ereignisse nur so überschlagen, wird auch Duffy immer mehr in den Fall gezogen. Angeblich hat Michael seine Eltern erschossen und konnte mit seinen Schuldgefühlen nicht mehr leben und begann Selbstmord. Doch stimmt das alles wirklich? Und warum zweifelt seine Freundin am Selbstmord?

Ich muss sagen, dass Gun Street Girl mein erster Krimi aus der Feder von Adrian McKinty war und obwohl es bereits der vierte Fall für Sean Duffy war, hatte ich keinerlei Probleme, in den Krimi hinein zu finden. McKintys Schreibstil ist sehr ungewöhnlich, ich denke auch keine Lektüre für zwischendurch, sondern auch eher etwas für gehobenere Ansprüche. Mit eindrücklicher Sprache beschreibt er den Nordirlandkonflikt, über den ich selber zwar ein kleines Maß an Hintergründen wusste, aber durch McKintys Schilderungen einen wesentlich tieferen Einblick erhielt. Die Angst und die Ungewissheit der damaligen Zeit sind förmlich im ganzen Buch spürbar. Man merkt einfach, dass der Autor aus diesem Land kommt und diesen Konflikt auch miterleben musste. Das historische Geschehen ist neben dem rein fiktiven Geschehen absolut interessant und teilweise beängstigend. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich selbst etwas schwerer tat, mit seinem Schreibstil, der recht abgehakt erscheint und mich doch nicht ganz in meinen Lesefluss hinein finden ließ.

Sean Duffy ist ein durch und durch außergewöhnlicher Charakter und passt so gar nicht in das typische Bild eines Polizisten. Er ist intelligent und sarkastisch, er kifft und kokst und ist weder Alkohol noch Frauen abgeneigt. Doch all diese Exzesse mindern weder seine Urteilsfähigkeit noch sein Einfühlungsvermögen, was die Fälle betrifft, die er bearbeitet. Das Einzige was mich dann doch genervt hat, war, dass er dieser Reporterin förmlich nachläuft, obwohl es doch offensichtlich ist, dass sie ihn dauernd abwimmeln will. So richtig scheint mir das nicht zu Sean Duffy zu passen, allerdings bin ich mir noch unschlüssig, ob genau dieses die eigentliche Unsicherheit des Inspectors darstellen soll? Wie auch immer, das ganze Geschehen um diese Beziehung fand ich eher unglaubwürdig und ließ mich die Augen verdrehen.

Aber auch die Nebencharaktere werden sehr gut gezeichnet, da wäre zum einen Duffys Kollege McCrabban, der schon länger Dienst tut und ein fürsorglicher Familienvater ist. Er ermittelt zuerst auf eigener Faust, doch seine Unsicherheiten sind spürbar und seine Rückversicherungen bei Duffy nachvollziehbar. Auch der junge Kollege, Lawson, der zuerst überheblich erscheint, hat so einiges zu bieten was die Ermittlungen angeht.

Das Cover ist jetzt eher gewöhnlich und ich muss zugeben, dass es in einer Buchhandlung meine Aufmerksamkeit nicht erreicht hätte, auch der Titel passt meiner Meinung nach nicht so richtig zum Geschehen, vielleicht liegt es genau daran, dass mir der Autor bis jetzt nicht aufgefallen wäre.

Mein Fazit zu dem Krimi: durch den eher schwierigen Schreibstil hatte ich hin und wieder Schwierigkeiten beim Lesen, aber der Fall, die historischen Hintergründe und auch Sean Duffy haben mich schon überzeugen können. Alles in allem bin ich hin- und hergerissen, ob ich mir weitere Krimis des Autors gönnen sollte oder eher nicht. Auf jeden Fall ist es keine Lektüre für zwischendurch und man sollte schon aufmerksam lesen, um nicht wichtiges zu verpassen, denn das ist mir zwischendurch passiert, meine Gedanken schweiften ab und ich musste wieder zurückblättern, weil ich wichtiges "überlesen" hatte. Von mir gibt es 3,5 Sterne, allein weil ich mir nicht richtig schlüssig werde, ob mir das Buch nun gefallen hat oder eher nicht!