Rezension

Außergewöhnlicher, lesenswerter Krimi

Der Verein der Linkshänder - Håkan Nesser

Der Verein der Linkshänder
von Håkan Nesser

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Kommissar Van Veeteren - mittlerweile im Ruhestand, aber so legendär wie eh undje - bereitet sich innerlich darauf vor, seinen 75. Geburtstag zu feiern, als ein früherer Kollege auftaucht, um ihn von einem alten Fall zu berichten. Damals waren in einer Pension in Oosterby vier Menschen ums Leben gekommen, die nur eines gemeinsam hatten: die Mitgliedschaft in einem "Verein der Linkshänder". Da das fünfte am Treffen teilnehmende Mitglied verschwunden war, wurde der Mann schnell als Täter identifiziert, aber niemals gefunden. Nun ist überaschend nach Jahren seine Leiche aufgetaucht, offensichtlich wurde er zur selben Zeit ermordet wie die anderen. Mit anderen Worten: Van Veeteren und seine Kollegen haben damals versagt, der Mörder ist weiter auf freiem Fuß. Bald danach wird eine weitere Männerleiche gefunden - mit den Ermittlungen hier betraut: ein gewisser Inspektor Barbarotti...
(Quelle: btb Verlag)

MEINE MEINUNG
In seinem neuen Kriminalroman „Der Verein der Linkshänder“ lässt der bekannte schwedische Erfolgsautor Hakan Nesser zwei seiner berühmten Ermittler aus seinen Krimireihen bei der Aufklärung eines lang zurückliegender Falls zum ersten Mal aufeinander treffen. Der pensionierte Kommissar Van Veeteren und der eigenwillige Inspektor Barbarotti ermitteln jeder auf seine einzigartige Weise und versuchen zunächst unabhängig voneinander den Hintergründen eines höchst verwickelten Verbrechens und einem äußerst raffinierten Mörder auf die Spur zu kommen. Es ist nicht nur ein äußerst spannender Kriminalfall, bei dem sich nach und nach die vielen Puzzleteilchen schlüssig ineinanderfügen, sondern auch eine anspruchsvolle, tiefgründige Geschichte, die dem Leser einiges an Aufmerksamkeit und Mitdenken beim Lesen abverlangt, aber nicht ganz frei von einigen Längen ist.
Mit großem erzählerischem Können, seiner behutsamen Erzählweise sowie einem genial verschachtelten Plot, der auf unterschiedlichen Zeitebenen angelegt ist, konnte Nesser mich von Anfang an fesseln.
Geschickt er wechselt er beständig die Perspektiven, führt uns Leser zu unterschiedlichen Schauplätzen, springt zwischen den Zeiten und verschiedenen Charakteren hin und her, und rollt so den verzwickten Kriminalfall auf. Ausgehend von den Ermittlungen in der Gegenwart 2012, wechseln wir in die 1960er Jahre zu den Mitgliedern des „Vereins der Linkshänder“ und erfahren in weiteren Rückblicken in die Vergangenheit zudem immer neue Details zu einem mysteriösen Verbrechen im Jahr 1991. Sehr fesselnd ist es mitzuverfolgen, wie sich aus den verschiedenen, sich abwechselnden Perspektiven und den Ermittlungen allmählich ein Gesamtbild entsteht. Faszinierend ist es auch, die unterschiedlichen, psychologisch sehr gut ausgearbeiteten Charaktere immer besser kennen zu lernen, über die Hintergründe zu spekulieren und anhand der gesammelten Informationen sich der Auflösung des Falls zu nähern, die mich dann auch nicht mehr sehr überraschen konnte.
Nessers Schreibstil mit seinem subtilen Humor und interessanten philosophischen Exkursen konnte mich wieder sehr überzeugen. Er versteht es hervorragend, Stimmungen und Bilder mit viel Feingefühl einzufangen und sehr anschaulich zu beschreiben, so dass sich man sich der besonderen Atmosphäre des Romans schon bald nicht mehr entziehen kann Sehr vielschichtig und beeindruckend zeichnet er seine eigenwilligen Protagonisten und vielen Nebenakteuren und lässt uns an ihren Besonderheiten und Gedanken teilhaben.

FAZIT
Ein fesselnder, anspruchsvoller Kriminalroman – behutsam und eloquent erzählt und mit einem tiefgründigen, raffiniert angelegtem Fall.
Außergewöhnlicher, lesenswerter Krimi - trotz einiger, kleiner Längen!