Rezension

Aussergewöhnlicher Schreibstil und interessante Geschichte, aber manchmal mehr Horror als High Fantasy - deshalb nicht ganz überzeugend

Das Lied der Nacht -

Das Lied der Nacht
von C. E. Bernard

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Gruppe von zusammengewürfelten, liebenswerten Charakteren im Kampf gegen monströse Schatten und einen unbarmherzigen Baron - das klingt nach richtig tollem Fantasy-Lesestoff. Deshalb freute ich mich sehr auf dieses Buch, das erste, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Obwohl ich einige Aspekte der Geschichte richtig toll fand, gab es andere, die mich nicht überzeugen konnten. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde lesen.

Darum geht's in »Das Lied der Nacht«:

»Das verschneite Königreich Schur kennt zwei Gesetze: Entzünde in der Nacht kein Feuer, und sprich in der Nacht kein Wort. Und niemals, niemals darfst du in der Dunkelheit singen. Denn sonst folgen die Schatten deinem Lied, und sie werden dich töten...

Weyd ist ein Wanderer, ein einsamer Wolf, der nur selten die Gesellschaft von Menschen sucht. Einzig die Bardin Caer ist seine Vertraute, die nicht nur mit ihrer Laute meisterhaft umzugehen vermag, sondern auch mit ihrer Streitaxt. Es ist ausgerechnet die Nacht von Weyds und Caers Zusammentreffen, in der es in einem nahe gelegenen Dorf zum Massenmord kommt. Montröse Schatten treten aus der Dunkelheit und schlachten die Menschen ab. Was niemand ahnt: Die dunklen Nächte sind gekommen, in denen das Blut der Menschen fliessen wird. Weyd und Caer sind die Einzigen, welche die Schatten zurücktreiben können - falls sie das Lied der Nacht erlernen...«

Original-Klappentext (innen)

 

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin in diesem Buch ist wirklich aussergewöhnlich: bildgewaltig, irgendwie poetisch, sehr detailliert (manchmal schon fast zu detailliert) und packend. Zwischendurch gab es einige Wiederholungen und Längen, die mich aber nicht gross gestört haben. Dafür waren die Kapitel unglaublich lang - von mir aus hätten sie gerne kürzer sein dürfen. Was am Anfang ein wenig verwirrend war, waren die schnellen Wechsel zwischen den Perspektiven - manchmal ziemlich abrupt zwischen zwei Sätzen. So wirkte das Buch stellenweise mehr wie ein Film mit schnellen Schnittwechseln. Einige Leser*innen mögen das, andere vielleicht nicht, aber ich glaube, das trifft auf das ganze Buch zu.

Die Geschichte empfand ich grundsätzlich als sehr spannend. Durch die ständigen Wechsel wird Tempo erzeugt, und es passiert wahnsinnig viel. Den Leser*innen wird kaum eine Verschnaufspause gegönnt, bevor schon wieder der nächste Kampf oder die nächste Auseinandersetzung ansteht. Manchmal ging es mir fast ein wenig zu hektisch zu und her. Ausserdem ist die Geschichte nicht gut geeignet, um sie vor dem Schlafengehen zu lesen. Sie ist sehr düster, brutal und stellenweise sehr gruselig. So erinnerte mich das Buch oft eher an eine Horrorgeschichte als an einen High Fantasy-Roman.

Die Charaktere waren mir überwiegend sympathisch. Jede Figur hatte ihre eigene Art, ihre Stärken und Schwächen, und doch ergänzten sich die einzelnen Gruppenmitglieder perfekt. Das machte sie sehr liebenswert. Doch auch hier gab es einige Handlungen und Gedankengänge, die ich nicht nachvollziehen konnte, was ich schade finde. Auch die Emotionen für die Charaktere kamen letztlich nicht zu hundert Prozent bei mir an. Ausser bei einem Charakter, der zu den allerschlimmsten gehört, über die ich jemals gelesen habe - einfach nur widerwärtig. (Aber das muss wahrscheinlich so sein ;D)

Was mir während des Lesens immer wieder aufgefallen ist, ist die tiefere Botschaft hinter der Geschichte: Sie könnte so oder so ähnlich - abgesehen von den Fantasy- und Horrorelementen - genauso passieren. Wenn wir an Machtinhaber denken, die Angst unter dem Volk schüren, gewisse Gruppen aus der Gesellschaft ausschliessen und verfolgen lassen und das Volk »einsperren« aus Angst, die Macht darüber zu verlieren... Ja, da gibt es leider einige Parallelen mit der Geschichte einiger Nationen. Das finde ich einerseits erschreckend, andererseits aber auch irgendwie faszinierend.

Als zusätzliches Special bietet das Buch digitale Sonderinhalte auf einigen Seiten. Leider konnte ich mir diese nicht genauer anschauen, weil das dafür benötigte Betriebssystem auf meinem Handy nicht funktioniert, deshalb kann ich nichts Genaueres dazu schreiben.

Der zweite Teil erscheint schon im Juli, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich weiterlesen werde - dafür hätte mich die Geschichte etwas mehr mitreissen müssen.

 

Fazit:

»Das Lied der Nacht« punktet mit einem aussergewöhnlichen Schreibstil, einer spannenden Geschichte und (grösstenteils) liebenswerten Charakteren. Leider konnte mich das Buch nicht vollständig überzeugen, da es mir stellenweise viel zu brutal und detailliert war und mich die Story schlussendlich nicht hundertprozentig packen konnte. Deshalb gibt es drei von fünf Sternen.