Rezension

Außergewöhnliches Buch mit spannenden Fantasyelementen

Kleine Iris - David Grund

Kleine Iris
von David Grund

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht es?

In einer stürmischen Nacht können Eljani, Veleni und ihr Freund Farma sich nur mit Müh und Not in der aufbrausenden See in ein Boot retten. Das Boot ist nicht leer, denn eine Frau und ein Mädchen befinden sich darin. Gemeinsam schaffen sie es sich auf die Heimatinsel der drei Kinder zu retten. So gelangt das kleine Mädchen Iris auf eine für sie fremde Insel und freundet sich schon bald mit Veleni, Eljani und Farma an. Bald merken die drei Freunde, dass Iris ein besonders Kind ist, denn sie hat nicht nur zwei unterschiedliche Augenfarben, sie besitzt auch noch einige besondere Fähigkeiten. Zumal ein Geheimnis sie zu umgeben scheint. Während Iris sich immer besser an ihre neue Umgebung gewöhnt, nähert sich etwas Düsteres dem Ort. In einer halsbrecherischen Aktion müssen die Kinder plötzlich fliehen und haben noch keine Ahnung, wohin der Weg sie führen wird.
 

Meine Meinung zum Buch:

Es ist nicht einfach dieses Buch in Worte zu fassen, denn es ist wie ein Chamäleon: es ändert seine Farbe, die Stimmung, sogar sein Genre. So lässt es sich für mich nicht direkt einem einzigen Genre zuordnen – eher würde ich das Buch als einen Roman mit Fantasyanteilen beschreiben.

Grob lässt sich das Buch in zwei Teile aufgliedern. Im ersten Abschnitt des Buches wird die Insel vorgestellt, Iris Ankunft und ihre Erlebnisse auf der Insel. Dabei sind immer wieder fast poetische Elemente eingestreut, die an Märchen und Legenden erinnern. Die Atmosphäre hat mir hier besonders gefallen, denn der Erzählstil ist ruhig und sehr angenehm zu lesen. Als hörte man an einem kalten Winterabend, in einer kuscheligen Decke eingewickelt, einem Märchenerzähler zu. Insbesondere die Emotionen sind authentisch dargestellt und viele Szenen sind sehr rührend und mit viel Feingefühl beschrieben, ohne dass es kitschig auf mich wirkte. Einige Szenen sind tiefgründig und beschäftigen sich mit Themen wie Ausgrenzung und Anderssein, aber auch mit Freundschaft, Fürsorge und Menschlichkeit. Hierbei gelingt es dem Autor sehr gut sich in die Figuren hineinzufühlen und sie lebensecht darzustellen. Insbesondere die kleine Iris scheint eine vielschichtige Persönlichkeit zu sein, denn das Mädchen entwickelt sich im Laufe des Buches, je besser man sie kennen lernt. Doch eine durchweg positive Figur ist Iris nicht, denn auch sie hat ihre Ecken und Kanten und scheint ganz anders zu sein als ihre Freunde. Insbesondere haftet etwas Mysteriöses ihr an, dass den Leser sehr neugierig stimmt. Ihre Person, ihre Entwicklung und vor allen Dingen ihr Geheimnis sorgen dafür, dass der Leser gespannt weiterliest.

Bis zur ersten Hälfte des Buches war mir allerdings mir nicht völlig klar, in welche Richtung mich die Geschichte tragen möchte und was die Intention und die Problematik der Geschichte im Konkreten ist. Bis zu Wende in der Handlung. Ab hier nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, der Spannungsbogen zieht an und die Atmosphäre ändert sich. Nun tendiert der „Roman“ eher zum Fantasygenre: unheimliche Kreaturen erscheinen, mysteriöse Ereignisse passieren und die Kinder müssen sich Gefahren entgegenstellen. Und wo man vorher eher geahnt hat, dass Iris ein Geheimnis mit sich trägt, wird es immer deutlicher, dass mit dem Mädchen ganz und gar etwas nicht stimmt. Gerade das letzte Drittel entwickelt sich zum richtigen Pageturner.

Allerdings muss ich hier einige Kritikpunkte einstreuen. Denn obwohl ich beide Teile des Buches für sich genommen überzeugend fand, haben sich diese beiden Teile für mich nicht gut zusammengefügt. Während der Anfang sich etwas gezogen hat, scheint der letzte Teil komprimiert worden zu sein. Der atmosphärische Wechsel vom tiefsinnigen Roman zum unheimlichen Fantasythriller war für mich etwas zu abrupt. Eine mehr ausgewogenere Handlung hätte mir besser gefallen. Auch konnte ich besonders im letzten Teil des Buches einige Stellen nicht ganz nachvollziehen und empfand vereinzelt Unstimmigkeiten. Das hat mich zudem zu einigen Fragen geführt, die im Buch nicht komplett aufgeklärt werden konnten. So ist mir immer noch nicht klar, was mit der ‚Traumkarawane‘ im Titel gemeint ist. Allerdings ist dieses Buch nur das erste Band der Geschichte um Iris, sodass ihre Reise hiermit noch nicht beendet ist.

Fazit: „Die kleine Iris – die letzte Traumkarawane“ ist ein vielschichtiges Buch, bietet Raum für Interpretationen und regt zum Nachdenken an. Gleichzeitig ist besonders das Ende spannend und mit vielen unheimlichen und mysteriösen Elementen gespickt. Wer etwas Besonderes für sich sucht, ist hier gut aufgehoben. Da ich dieses Buch aufgrund einiger Thematiken und Darstellungen nicht als Kinderbuch betrachte, würde ich es eher einem älteren Lesepublikum empfehlen.
Insgesamt: 3,5 von 5 Sterne

Band 2: „Der Riss im Spiegel des Himmels“ – David Grund