Rezension

Austria Light für Piefkes oder Austria schwächelt

Was geht, Österreich? -

Was geht, Österreich?
von Eva Reisinger

Bewertet mit 2.5 Sternen

Österreich Piefkes erklärt

Eva Reisinger (*1992), Journalistin aus Oberösterreich, lebt in Berlin und möchte Piefkes Österreich erklären. Wer ein Piefke ist, wird schnell klar. (Ich jedenfalls nicht!) Leider erklärt Reisinger nicht, dass der Name vom preußischen Militärmusiker Johann Gottlieb Piefke (1915-1884) abgeleitet ist. So bleibt sie leider auch weitere Erklärungen schuldig, warum Sebastian Kurz 2017  mit 31 Jahren österreichischer Bundeskanzler wurde. Ihr Hinweis auf den Einfluss der Jungen Volkspartei (JVP eigentlich Junge ÖVP) auf dem Land und dass Kurz Obmann der ÖVPwar, erscheint mir zu kurz gegriffen.

Ist die Landjugend so gar nicht aufmüpfig, sodass die politischen Ansichten der  Eltern  so unhinterfragt übernommen werden?

Geschickt finde ich Reisingers Gliederung, die dem Alphabet folgt. Unter K gibt es u.a.  Keller, dem wichtigsten Raum im Haus. Sie macht Andeutungen, erwähnt aber in diesem Kontext weder Natascha Kampusch noch Fritzl, der jahrelang seine Tochter dort inzestuös festgehalten hat.

Die Autoren erzählt von ihrer eher langweiligen Jugend auf dem Land und welche Werte dort zählen. Gefallen haben mir das Kapitel übers Duzen, das Granteln oder die U6. Eine wirkliche Bereicherung ist das Kapitel zum Eh, mit dem „ein hohes Maß an gleichgültiger Selbstverständlichkeit ausgedrückt“ wird und sein „richtiger Gebrauch die höchste Kunst der Österreichischen Rhethorik“(S.55ff.) darstellt. Nützlich sind auch die Kapitel zu Speisen oder Institutionen wie Einfahrt, Skifahren oder Wandern.

Das Buch liest sich am Ende besser, denn die Erläuterungen werden ausführlicher und damit plausibler.

Im Kapitel Follow listet Reisinger die Namen österreichischer Autoren und Autorinnen auf,  nennt Foren, die zur weitere Recherche einladen. Die Informationen dieses Abschnitts hätte ich mir an anderer Stelle etwas exponierter gewünscht, denn diese machen neugierig auf mehr Österreich.

Abschließend  tut es mir leid, aber an Thomas Bernhards Österreich Kritik  kommt man  einfach nicht vorbei!