Rezension

Authentisch, aber etwas zu gefühllos.

Ein Sommer ohne uns - Sabine Both

Ein Sommer ohne uns
von Sabine Both

Bewertet mit 3 Sternen

Autorin Sabine Both hat bereits mehrere Jugendromane veröffentlicht, auch unter ihrem Pseudonym Franziska Moll. Ihr neuester Jugendroman “Ein Sommer ohne uns” war für mich allerdings ein Debüt.

Verena und Tom sind gemeinsam aufgewachsen, kennen sich seit dem Kindesalter an. Sie sind Nachbarn, ihre Eltern miteinander befreundet. Seit Verenas 13. Geburtstag sind die beiden auch “so richtig” zusammen. Und eigentlich auch mehr als glücklich miteinander.

Doch fünf Jahre später, kurz vor ihren Abschlussprüfungen, mit 18 Jahren, kommen erste Zweifel auf. Kann man wirklich mit der allerersten großen Liebe für immer glücklich sein, ohne andere Optionen ausprobiert zu haben, ohne die Hand eines anderen gehalten zu haben?

Die Geschichte beginnt mit einem sehr süßen Rückblick und erzählt von Verenas 13. Geburtstag und wie sich Verena und Tom noch als sehr unsichere Jugendliche nach längerer Zeit annähern und ihnen endlich bewusst wird, dass der jeweils andere das Gleiche für den anderen empfindet. Dass die Eltern der beiden scheinbar genauso glücklich darüber sind, wie die Jugendlichen selbst, macht das alles zu einem sehr zuckersüßen Event – für mich war das schon wieder ein wenig zu viel Kitsch. Aber das war lediglich der Prolog.

Im weiteren Handlungsverlauf geht es dafür weitaus weniger kitschig oder gar romantisch zu – vielmehr hätte ich mir da sogar ein wenig mehr Gefühl gewünscht. Andererseits muss ich zugeben, dass die Autorin hier eine sehr realistische Darstellung einer (Jugend-)Beziehung beschreibt. Im Vergleich zu den üblichen YA-Romanen ist es sicherlich eine nette Abwechslung, mal keine Handlung mit großen Gefühlen vorgesetzt zu bekommen. Verena und Tom sind eben nur achtzehn Jahre alt und auch wenn sie sich mögen und lieben, sind sie sich auch unsicher, ob sie sich tatsächlich für immer binden wollen. Zusammen Pläne für die Zeit nach dem Abitur schmieden wollen. Dass die Eltern so sehr hinter deren Beziehung stehen, kommt noch hinzu. Diese Zweifel und solche Gedanken finde ich mehr als authentisch – insofern gefällt es mir durchaus, dass sich die Autorin diesem Thema mal aus einer anderen Perspektive angenommen hat und auch Themen wie Treue und eine offene Beziehung anspricht.

Allerdings muss ich eben gestehen, dass ich auf diese großen Gefühle stehe, auch wenn das vielleicht ignorant und verklärt klingt. Für mich waren Verena und Tom einfach die ganze Handlung hindurch nicht so recht greifbar. Gerade mit Verena konnte ich mich nicht anfreunden, sie war mir schlichtweg nicht sympathisch und hatte stellenweise etwas Weinerliches und Naives an sich, welches mir nicht ermöglicht hat, ihr Verhalten so richtig nachvollziehen zu können. Auch Tom ist so ein wahrhaft pubertierender Junge – anders kann man das nicht nennen. Deswegen gibt es zwar vorwiegend Pluspunkte für die große Authentizität der Charaktere – doch in dem Fall mochte ich diese einfach nicht.

Die Handlung an sich empfand ich zudem etwas zu langatmig, auch weil sie sich meiner Meinung nach zu wenig entwickelt hat. Wenn ich mir eine Kurve für die Handlung vorstelle, dann war diese meist sehr gerade – für mich kam keine wirkliche Spannung auf, kein großartiges Interesse dafür, wie sich die Handlung entwickelt, was noch geschieht. Zumal eben tatsächlich nichts Großes passiert. Auch das Ende empfand ich als recht enttäuschend, was diesen eher mittelmäßigen Eindruck nur bekräftigte.

“Ein Sommer ohne uns” ist durch und durch ein Jugendroman. Ein Jugendroman, der vielleicht wirklich nur für Jugendliche gedacht ist, die sich im gleichen Alter befinden wie die Charaktere. Mich konnte dieser nämlich weder großartig begeistern, noch für seine Geschichte interessieren. Lediglich die etwas anderen Themen und Sichtweisen der Jugendliebe und die sehr realistische Darstellung dieser, empfand ich als sehr positiv.