Rezension

Authentisch, ehrlich, melancholisch

Im Laufschritt durch Peking
von Xu Zechen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach einer dreimonatigen Haft wird Dunhuang aus dem Gefängnis entlassen. Mit nur 50 Yuan in der Tasche steht er vor dem Nichts. Seine Wohnung ist weg und sein Kumpel Baoding sitzt immer noch. Er trifft auf Xiaorong, die sich mit dem Verkauf von DVD-Raubkopien über Wasser hält und gerade von ihrem Freund sitzen gelassen wurde. Sie gewährt Dunhuang in ihrer Wohnung Unterschlupf. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Nutzbeziehung, denn sie ist einsam und er braucht eine Bleibe. Um Baoding aus dem Knast freikaufen zu  können, steigt Dunhuang in den Handel mit DVD-Raubkopien mit ein. Fortan ziehen die beiden tagsüber gemeinsam los  und teilen nachts das Bett. Doch als Xiaorongs Freund plötzlich vor der Tür steht, setzt sie ihn mitten in der Nacht vor die Tür. Wieder ist Dunhuang auf sich allein gestellt. Eines Tages trifft er auf die Freundin seines Kumpels, die hübsche, wie exzentrische Qibao. Zusammengeschweißt durch ihr hartes Los, fangen die beiden ein Verhältnis an, bis unvermittelt Baoding – gerade aus dem Gefängnis freigekommen –aufkreuzt…

Unverfälscht und lebendig beschreibt der Autor die Realität vieler junger Menschen in den chinesischen Großstädten, in denen jeder nur versucht zu leben und zu überleben. Der Sprachstil ist einfach und fließend, oftmals auch derb, macht das Buch dadurch aber umso authentischer. Über der ganzen Geschichte schwebt jederzeit eine gewisse Melancholie. Wie viele Steine das Leben den Protagonisten in den Weg legt, verfallen sie doch nie in Selbstmitleid und versuchen stets, das Beste aus ihrer Situation zu machen, um doch zu scheitern. Ein kurzes, dennoch interessantes Buch, das einen durch seine Ehrlichkeit und einen sympathischen Hauptprotagonisten über einen fehlenden Spannungsbogen hinwegsehen lässt, wenngleich die Story noch ausbaufähig gewesen wäre.