Rezension

Authentisch, lebendig und sehr atmosphärisch

Stille auf dem Fehn. Ostfrieslandkrimi - Jette Janssen

Stille auf dem Fehn. Ostfrieslandkrimi
von Jette Janssen

Bewertet mit 5 Sternen

“Stille auf dem Fehn” von Jette Janssen, ist der zweite Band rund um den Psychologen Maxim Henndorf.
Da mir schon der erste Teil sehr gut gefallen hat, war ich auf diesen sehr gespannt.

Der Einstieg gelang mir gleich wieder sehr gut, da die Szenarie sehr beklemmend und spannend war. Für mich eine perfekte Einleitung, da man direkt mit den wichtigsten Dingen konfrontiert wurde.
Doch was steckt dahinter?
Durch die sehr leichte, aber auch sehr einnehmende Schreibweise der Autorin, fühlte ich mich sofort wieder sehr wohl.
Die ostfriesische Atmosphäre ist wunderschön untermauert mit bildhaften Beschreibungen. Ebenso fand ich es auch sehr sprachgewandt und heimelig.
Wie die Menschen miteinander umgegangen sind, fand ich einfach großartig. Hin und wieder bereitete mir der Dialekt etwas Probleme. So das ich wirklich genau lesen musste, um das Platt zu verstehen. Aber genau das unterstreicht diesen Ostfrieslandkrimi perfekt.

Maxim ist jemand, den ich unheimlich gerne mag. Aber auch die anderen Charaktere sind wirklich toll ausgearbeitet. Jeder hat so seine Schattenseiten und es läuft alles andere als perfekt.
Interessanterweise erfährt man hier verschiedene Perspektiven, wodurch nicht nur Tiefe und Intensität entsteht , sondern auch die Blickwinkel unmerklich erweitert werden. Man spürt was in den Menschen vorgeht. Die authentischer und greifbarer kaum sein könnten.
Auch der Täter bleibt dabei nicht außen vor. Interessanterweise hatte ich zu ihm dem meisten Bezug. Er wird nicht niederträchtig und böse beschrieben. Er ist normal. Quasi von nebenan und jeder könnte dahinterstecken.
Man entwickelt Emotionen ihm gegenüber.
Mitleid, Argwohn und Abscheu. Und genau dieses Facettenreichtum hat mir unglaublich gut gefallen. Weil man so ergründen konnte, was für eine Art von Mensch er ist.
Trotz Vorhersehbarkeit war es sehr spannend zu beobachten, wie die Morde immer weiter voranschritten, der Täter jedoch völlig im Dunkeln blieb.
Besonders auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet.
Daneben funktioniert der Polizeiapparat tadellos und man fiebert einfach sehr mit.
Besonders im letzten Drittel wurde das Tempo enorm angezogen und es ging Schlag auf Schlag.
Einzig der Schluss war mir etwas zu abrupt, ich hätte mir da noch einen Epilog gewünscht, der vielleicht auch etwas mehr über die Beweggründe verrät.

Es ist kein Ostfrieslandkrimi der actionreich und besonders brutal ist.
Vielmehr geht es um das Warum und die Seele des Täters. Der Hintergrund hat mich bewegt , aber auch etwas erschüttert. Es war nicht nur Verlorenheit. Es war eine Suche nach etwas, wovon man nicht wusste, was es ist.
Daneben waren die Ermittlungen ein perfekter Ausgleich.
Eine Reihe , die ich definitiv weiter verfolgen möchte, weil sie spannend, emotional und absolut authentisch ist.
Die zwischenmenschlichen Aspekte treten vor und erzählen ihre eigene Geschichte.

Fazit:
Band zwei rund um den Psychologen Maxim Henndorf hat mir wieder richtig gut gefallen.
Authentisch, lebendig und sehr atmosphärisch.
Ein Ostfrieslandkrimi der zeigt, daß nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Perfekt um abzuschalten.