Rezension

Authentisch und berührend

Die vier Winde -

Die vier Winde
von Kristin Hannah

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Roman werden die Folgen des Dust Bowl und der Weltwirtschaftskrise am Beispiel einer Familie beschrieben.

Der Dust Bowl gilt bis heute als Amerikas schwerste und folgenreichste Umweltkatastrophe; sie hat sich ins kollektive Gedächtnis der Nation eingebrannt. Diese Zeit hat Kristin Hannah in dem Roman beschrieben.

1921: Elsa Wolcott lebt als Außenseiterin in ihrer Familie in Texas. „Sie war von allem zu viel – zu groß, zu dünn, zu blass, zu unsicher.“ Bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen, zieht sie sich in ihre eigene Welt zurück. Mit 25 lernt sie durch einen Zufall Raffaello Martinelli kennen, verliebt sich in den einige Jahre jüngeren Mann und wird schwanger. Elsas Eltern sind entsetzt über die Schwangerschaft. Ihr Vater bringt sie zu den Martinellis und lässt sie dort mit den Worten: „Und dich möchte ich nicht mehr sehen. Du bist nicht mehr meine Tochter.“ zurück.

Die Eltern von Raf nehmen sie auf, Elsa und Raf heiraten. Das Leben auf der Farm ist hart, aber Elsa gewöhnt sich daran und unterstützt die Familie tatkräftig. Sie bekommt zwei Kinder, Loreda und Anthony. Da Elsa nie von ihrer Familie geliebt wurde, fällt es ihr schwer ihrem Mann und ihren Kindern zu sagen und zu zeigen, wie sehr sie sie liebt.

In den 1930-Jahre ist eine schreckliche Dürre und der Dust Bowl, die Staubstürme, beginnen. Es ist außerdem die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Das Leben auf der Farm wird immer härter, bis fast unmöglich, sie hungern. Raf, ein Träumer, erträgt das Leben nicht mehr und verlässt die Familie. Dann erkrankt Anthony schwer, er hat eine Staublunge und der Arzt rät ihr Texas zu verlassen und nach Kalifornien zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt verlassen viele Einwohner ihre Heimat, weil sie an einem anderen Ort auf ein besseres Leben hoffen. Elsa macht sich ebenfalls auf den Weg, ihre Schwiegereltern Rose und Tony bestärken sie darin, die Farm zu verlassen. Die beiden bleiben allerdings in Texas.

In Kalifornien angekommen, stellen die drei fest, dass sie nicht willkommen sind und es dort auch kaum Arbeit gibt. Ihr Leben findet in einem Zelt statt und ist erbärmlich. Mit dem Lohn, den sie verdienen, können sie kaum überleben. Dann begegnen sie Jack, der sie und alle anderen Wanderarbeiter dazu aufruft und anregt sich zu wehren.

Kristin Hannah erzählt die Geschichte von Elsa, ihren Kindern und ihrer Familie sehr anschaulich. Man ist stets mittendrin im Geschehen und spürt am Anfang die Einsamkeit von Elsa, ihr Unvermögen ihre Gefühle auszudrücken, bei Beschreibung der Staubstürme fühlt man die Staubkörner auf den Armen, im Haar und zwischen den Zähnen. Elsa ist eine sehr mutige Frau, die immer wieder aufsteht und weitermacht, nur sie selbst ist von ihrem Mut nicht überzeugt. Zwischendurch hat man kurz das Gefühl, dass sich die Beschreibung der ständig wiederkehrenden Staubstürme in die Länge zieht. Doch dadurch wird einem ins Gedächtnis gerufen, wie lang diese damalige Umweltkatastrophe wirklich war und wie hartnäckig einige Farmer den Unwägbarkeiten trotzten.

Das Geschehen wird überwiegend aus Sicht von Elsa erzählt, aber auch aus der Sicht ihrer Tochter Loreda. Zwischen Mutter und Tochter ist das Verhältnis nicht immer gut. Aber Loreda sieht im Laufe der Zeit auch die Liebe und Stärke ihrer Mutter zu ihr und ihrem Bruder.

Für mich ist Kristin Hannah eine herausragende Erzählerin und das Buch berührend. Es sind Sätze wie „Es war nur möglich, ohne Liebe zu leben, wenn man sie nie gekannt hat.“ oder „Armut erdrückte den Menschen, sie war wie ein Loch, in das man fiel und in dem man jeden Tag weniger Licht sehen konnte.“ die dieses Buch besonders machen. Es hat für mich mehr als 5 Sterne verdient.

Sehr empfehlenswert!