Rezension

Authentische Alltagsgeschichten

Mein Hund heißt "NEIN!" - Großdruck
von Burkhard Thom Katja Breuer Donata Godlewska Steffi Goldkuhle Alica Junker Klarissa Klein Horst Knoblich Katrin Kränzler Antonietta Matteo Yvonne Mohr Paul Neuenhofer Petra Nier Maximilian Pisacane Jessica Rösler Jasmin Sachse Herta Sartour Silke Schön Sara Vucica

„Mein Hund heißt „Nein!“ ist ein Sachbuch von Burkhard Thom und 17 mitwirkenden Autoren, welches 2017 im AAVAA Verlag erschienen ist.

Wer bereits einen Hund erzogen (oder es zumindest versucht) hat weiß, dass dieses „Nein“, besonders in der ersten Zeit, eine sehr wichtige Rolle spielt.
Nicht nur über Hundeerziehung selbst lassen sich ganze Bücher schreiben: Der komplette Alltag mit einem Hund enthält spannende, lustige und auch herzerwärmende, sowie traurige Geschichten, die mitgeteilt werden wollen. Andere Hunde (und andere Hundehalter), andere Sitten.

Dieses Buch beinhaltet, auf 231 Seiten, eine Sammlung von kurzen und längeren Geschichten über Erlebnisse und Erfahrungen mit einem oder mehreren Hunden.
18 verschiedene Autoren erzählen unter anderem über ihre Alltagsgeschichten: Über haarige und angenagte Möbelstücke, Denkanstöße darüber, wie man seinen Tierarzt auswählen sollte, über Erlebnisse bei der Anschaffung eines neuen Hundes, über einen Hund, der als Tierpfleger arbeitet, sowie Gespräche mit anderen Hundebesitzern.
Amüsante Geschichten wie die von einem Hund, der besonders rollende und fliegende Objekte mag, einer verhaltensauffälligen „Rüdin“, über einen Hund, der in Postfahrrädern eine Gefahr sieht, Geschichten in denen die Hundehalter kategorisiert werden, über einen betrunkenen Hund und Erklärungen, wie der Hund seine Menschen erzieht, finden ebenfalls Platz in diesem Buch. Die Abenteuer beim Gassi gehen, sowie Informationen darüber, wie man einem Jagdhund das Jagen (nicht) abgewöhnen kann, dürfen in diesem Sammelband natürlich auch nicht fehlen.
Was haben Hundeerziehung und Waldorfpädagogik gemeinsam? Wie klingt ein echter Pitbull-Krimi? Diese Fragen beantwortet dieses Buch ebenfalls.
Zum Leben mit einem Hund gehört nicht nur Freude, sonder auch die Trauer. So muss auch dieses Thema, Teil in diesem Sammelwerk sein, wie noch viele weitere Erlebnisse.

In vielen Geschichten wurde besonders liebevoll und ausdrucksstark die Liebe zwischen Mensch und Tier verdeutlicht. Wenn der Mensch aufmerksam ist und die Sprache seines Tieres versteht und sogar selber spricht, entwickelt sich eine Verbindung für das Leben, eine perfekte Einheit.
Viele Erlebnisse wurden aus der Sicht der Hunde geschrieben. Einige Autoren haben sich wirklich viele Gedanken gemacht und sich besonders viel Mühe gegeben, die (mögliche) Sichtweise ihres Hundes für andere zu verdeutlichen.
Auf die Tränendrüse drückten die herzberührenden Geschichten, wie die eines Welpen, der im Keller eines ungepflegten und „felllosen Primaten“, der nur das Geld im Sinn hatte, das Licht der Welt erblickte, sowie die Geschichte über eine Frau die bereits bei der Geburt ihres Hundes dabei gewesen ist und ihn auch später, bei seiner altersbedingten Inkontinenz und fortschreitenden Altersschwäche liebevoll umsorgt hatte.
„Es ist schon etwas ganz Besonderes, seinen Hund vom ersten Atemzug bis zum letzten…zu begleiten… .“

Besonders herzzerreißend war eine Geschichte über einen kranken Hund und seiner fürsorglichen Besitzerin, die immer hoffte und alles versuchte, um ihm zu helfen. Als das Lieblingsfutter nicht mehr angerührt wurde, wusste diese Autorin „Mein Engel will heim!“. Nachdem das geliebte Tier in den Armen seines Frauchens eingeschlafen ist „Ich bin nicht fort, ich wechsle nur die Räume…“, sah sie ihren verstorbenen Hund in ihren Träumen.

Kontext
Der Herausgeber und Mitautor Burkhard Thom verwirklichte mit diesem Buch seine Idee: Eine Kurzgeschichtensammlung „...für einen guten Zweck“.
„Alle Beteiligten stellen sich in den Dienst der guten Sache und spenden den Reinerlös für einen wohltätigen Zweck an die Vereine „SOS-DOG e.V.“ und „IG Gegen Rasselisten e.V.“ “

Dieses Buch richtet sich an Hundeliebhaber, -besitzer und alle die, die es werden wollen.
Eine ansprechende Covergestaltung: Ein Hundeschnappschuss auf der Vorderseite und viele posierende Hunde auf der Rückseite des Buches. Der knallrote Titel entlockt garantiert vielen Hundebesitzer ein Schmunzeln.
Der Zusatz „Kurzgeschichten, für Urlaub, Freizeit und zum Vergnügen“ erweckt den Eindruck, dass dieses Buch eine gute Unterhaltung für zwischendurch ist.
Da sich meiner Erfahrung nach Hundeliebhaber dafür interessieren, dass es auch anderen Hunden gut geht, macht der Hinweis „guter Zweck“ den Kauf dieses Buches noch etwas wahrscheinlicher.

Der Buchumschlag weist im Innenteil auf den Herausgeber und Mitautor Burkhard Thom, sowie auf die 17 weiteren Autoren hin, die hier alle zum ersten Mal namentlich erwähnt werden.
Allerdings findet man hier bereits den ersten Fehler, denn es steht weiß auf schwarz gedruckt „…Mitautor Burkard Thom…wird hierbei von 18 weiteren Autoren begleitet.“

Nach Zitaten und einer Art Vorwort, mit Hintergründen zur Idee und Entstehung dieses Buches, folgt ein Inhaltsverzeichnis mit Autorenangabe zu den jeweiligen Geschichten. Das Inhaltsverzeichnis besitzt keine Seitenzahlen, zudem wurden einige Titel der jeweiligen Geschichten an dieser Stelle gekürzt abgedruckt: Der Titel „Wann ist man eigentlich zu alt für einen Hund?“ wurde gekürzt auf „Wann ist man eigentlich zu alt“. Der Titel „5 Dinge, die Hundeerziehung und Waldorf-Pädagogik gemeinsam haben“ wurde zusammengefasst auf „Hundeerziehung und Waldorfschule“.
Im nächsten Fall verursachen „abgeschnittene“ Worte eine andere Vorschau auf die Geschichte: „Als Rico kam, änderte sich alles…“ findet man im Inhaltsverzeichnis unter „Als Rico ankam“.

Das Buch hat eine größtenteils durchgängige Struktur: Nach einem Einleitungstext, der auf das folgende Thema, beziehungsweise auf die folgende Geschichte einstimmen soll, folgt der Titel der Geschichte, darunter in Klammern der Urheber von Text und Bild und im Anschluss folgt die Geschichte. Auffällig hier: Beim ersten Beitrag fehlt der Einleitungstext.

Im Anschluss der Geschichtensammlung, folgt eine kurze Vorstellung der mitwirkenden Autoren, sowie eine kurze Vorstellung der Vereine, an die der Erlös dieses Buches geht. Dann werden 3 weitere Bücher vorgestellt: Die ersten beiden befassen sich mit dem Thema Hund und das Dritte ist ein Ratgeber von Burkard Thom.

Die Autoren kommen aus verschiedenen Berufsbereichen: Natur und Tiere (Biologin, Tierschutz, Tierpfleger, Hundeerzieher, Hundetrainer), Bildung und medizinischer Bereich (Jugendarbeit, Lehramtstudium, Pharmazeutik) und wieder andere lesen und schreiben viel während ihrer Arbeitszeit (Journalist, Kolumnist, Online-Redakteurin, Germanistikstudentin, sowie Lektoren und Blogschreiber). Aber eines haben sie alle gemeinsam: Ihre Liebe zu ihren Tieren.

Fazit
Das Buch liegt gut in der Hand und ist sehr flexibel während des lesens.
Auffällig ist die rote Farbe des Buchtitels auf dem Front Cover, sowie auf dem Buchrücken, ebenso wie die vielen roten „Nein“s auf dem Back Cover. Auf der Vorderseite sieht es stimmig aus, auf der Rückseite ist es geschmackssache.

Da die Kurzbeschreibung auf der Rückseite das Buch als „Leichte, amüsante, lehrreiche, besinnliche und spannende Kost für Urlaub, Freizeit oder einfach mal für "Zwischendurch." “ beschreibt, erwarten die Leser also viele lockere Alltagsgeschichten, rund um die Vierbeiner mit ihren Menschen.
„Auch als Lektüre beim Friseur, im Wartezimmer des Haus- oder Tierarztes geeignet.“ Hier wird schon klar, dass es sich nicht um eine besonders anspruchsvolle Lektüre handelt.
Die Bilder im Innenteil, Zeichnungen und Fotos, sind schwarz weiß und sehen aus, wie hineinkopiert. Die Fotos sind teilweise sehr dunkel, klein oder abgeschnitten, was ich sehr schade finde.
Ab Geschichte 2 gibt es plötzlich eine Einleitung. Hier fragte ich mich zuerst, was ich mit dem Text anfangen sollte und wer ihn geschrieben hat. Nach den nächsten Geschichten wurde klar, dass man mit dieser Einleitung auf die jeweils folgende Geschichte eingestimmt werden sollte.
Ich vermute, dass der Herausgeber Burkard Thom diese verfasst hat, geschrieben steht es im Buch aber nirgendwo.
Der Zeilenabstand der einzelnen Geschichten variieren des Öfteren und in der zweiten Buchhälfte befindet sich plötzlich eine leere Seite.

Viele Autoren haben in diesem Buch reichlich Einblicke gegeben, aus dem Herzen geschrieben und ihre Liebe zu ihrem Hund deutlich spürbar mitgeteilt.
Jeder der Autoren hat seinen eigenen Schreibstil. Vieles ist authentisch geschrieben, viele der Geschichten gingen ans Herz, brachten zum lachen und einige riefen auch ein Kopfschütteln hervor. Einige Autoren haben einen wirklich guten Schreibstil und ich habe gerne ihre Geschichten gelesen.
Aufgrund der vielen Autoren, begegnet man in diesem Buch natürlich auch vielen verschiedenen Sprachstilen. Des Öfteren hatte ich den Eindruck, dass dieses Buch vor dem Druck nicht Korrektur gelesen worden ist. Satzbau, Grammatik, Kommasetzung, Ausdrucksweise, fehlende Wörter und unvollständige Sätze ließen Zeitweise den Inhalt der Geschichte in den Hintergrund geraten. Gewisse Stellen musste ich mehrmals lesen, weil etwas nicht zu stimmen schien.
Besonders aufgefallen ist mir auch die Textgestaltung der ersten Geschichte. Zunächst fragte ich mich, warum die Geschichte größtenteils nur die linke Buchseite in Anspruch nahm. Es handelte sich hierbei um ein Gedicht.

Die Geschichten sind aus dem Herzen geschrieben und von den Autoren eine riesige Liebeserklärung an ihre vierbeinigen „besseren Hälften“. Sie brachten viele verschiedene Einblicke in den Alltag mit einem Hund, sowie seine Vor- und Nachteile.

Richtig gut fand ich, dass die mitwirkenden Autoren, durch die mehrfach namentliche Erwähnung, sowie ihrer Kurzbeschreibung im hinteren Buchteil, gewürdigt wurden.
Viele der Geschichten gefallen mir, auch vom Schreibstil her, sehr gut, weil man merkt, wie viel Liebe die Autoren für ihr Tier empfinden. Sie schreiben gefühlvoll, und einige von ihnen besonders sympathisch, ausdrucksstark und mit vielen Details.

Die detailreichste Geschichte, welche laut Hinweis in der Einleitung eine fiktive Geschichte zu sein scheint, dürfte der „Pitbullcrime“ sein. Diese Geschichte glänzt mit sehr guten Formulierungen und einem guten Satzbau. Es las sich, wie eine Leseprobe eines Romans. Mit ihrer Leidenschaft zum Schreiben und der Liebe zu ihren Hunden: Die Autorin „,,,schreibt gegen den Rassismus in der Hundewelt an.“. Bestimmt ist diese Geschichte auch schon irgendwo so ähnlich passiert, dennoch nimmt man diese Erlebnisse mit mehr Abstand zum Geschehen wahr, denn sie wirkt, im Vergleich zu den anderen zu „professionell“.

Einige Geschichten waren mühsam zu lesen, denn ich war teilweise mehr damit beschäftigt, sehr auffällige Wort- und Ausdrucksfehler zu markieren und, wie ein Deutschlehrer, am Rand falsche oder fehlende Satzzeichen, unklare Satzstruktur sowie allgemeine Satzbaufehler zu kennzeichnen.

Menschen, die sich für das Verhalten von Tieren interessieren, sowie von den Erfahrungen und Erkenntnissen anderer Hundehalter lernen wollen, finden in diesem Buch ihr Gefallen. Nicht empfehlen würde ich das Buch denen, die hohen Wert auf einen perfekten Satzbau, sowie einer völlig korrekten Textgestaltung legen und eher anspruchsvolle Literatur bevorzugen.

Eine abwechslungsreiche Sammlung an liebevollen, lustigen und einfühlsamen Kurzgeschichten über das Leben mit Hunden, für zwischendurch. Zwar mit korrekturbedürftiger Satz- und Seitengestaltung, dafür aber mit einer weit geöffneten Tür zum Herzen der Hundebesitzer.