Rezension

Authentische Geschichte

Auf einer Skala von 1 bis 10
von Ceylan Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem schockierenden Tod von Iris, wird Tamar in die jugendpsychiatrische Klinik Lime Grove eingewiesen. Denn sie war ein letzte die Iris gesehen hat und hütet ein ihrer Ansicht nach schwerwiegendes Geheimnis, welches alles Geschehene in ein anderes Licht rückt. In der Einrichtung lernt sie sich selbst besser kennen und verarbeitet die damaligen Ereignisse und Iris' Tod.

 

Das Buch hat mich von Anfang an gereizt, da ich es immer äußerst spannend finde etwas über psychische Erkrankungen zu lesen, vor allem wenn diese in entsprechenden Einrichtungen behandelt werden. Ein weiterer Pluspunkt stellt die Tatsache dar, dass die Autorin selbst Betroffene einer psychischen Erkrankung ist und ich dadurch mehr Authentizität erhofft habe.

Tamars besondere Situation wird ausführlich und sehr emotional geschildert und ihre Gefühlslage wird nachdrücklich beschrieben, sodass ich mich teilweise in sie hineinversetzen konnte. Zugegebenermaßen hatte ich diesbezüglich auf mehr gehofft, da ihre Eindrücke oft nur grob angerissen und oberflächlich dargestellt werden, sodass mir da die Intensität gefehlt hat. Ähnlich sah es bei den anderen Patienten aus, die Tamar in gewisser Weise eine Stütze sind, da sie alle im selben Boot sitzen, allerdings nicht genauer beschrieben werden, genauso wenig ihre Erkrankungen. Leider habe ich nicht ganz nachvollziehen und verfolgen können wie genau sie therapiert wird und was genau dazu führt, dass es ihr später besser geht. Sie war einige Wochen in der Klinik und am Ende hat sich ihre gesundheitliche Situation auf einmal geändert, ohne dass dies für mich glaubwürdig und realistisch beschrieben wurde.

Der Alltag wurde, vermutlich, recht realistisch und authentisch dargestellt und die alltäglichen Situationen konnten mein Interesse und meine Neugierde wecken, sodass ich das Buch schnell durchgelesen hatte.

Der Schreibstil ist klar und etwas distanziert, was mir persönlich sehr gefiel. In passenden emotionalen Momenten wurden die Geschehnisse und Hintergründe jedoch ausführlicher behandelt und gaben der ganzen Geschichte mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit. Manchmal hatte ich den Eindruck dass einige einzelne Situationen bruchstückhaft geschildert wurden, was mich etwas verwirrt hatte, vermutlich aber die Wahrnehmung von Tamar recht authentisch präsentiert.

Fazit: Ein seichtes Buch über psychische Erkrankungen von Jugendlichen, die besonders gut geeignet für junge Leser*innen sind, die bisher kaum oder gar nicht mit diesen Themen konfrontiert wurden und erstmals etwas darüber lesen wollen.