Rezension

Authentische unperfekte Charaktere und eine einnehmende Handlung

Die Dämonenkriege - Michael Hamannt

Die Dämonenkriege
von Michael Hamannt

FIGUREN: 
Wie es nun mal so oft im High Fantasy ist, haben wir mehrere handlungstragende Hauptcharaktere. Der erste, dem ich in „Die Dämonen kriege“ begegnet bin, ist Ryk, der Dämonenjäger, der nach einen Kampf gegen einen Dämon auf kurzer Zeit ungewöhnlich schnell gealtert ist und auch irgendwie der Vernünftigste der Gruppe ist. Ihm schließt sich nach einer Weile Ishan, der Prinz von Sharigor an, der nach einem Attentat auf seinen Vater auf der Flucht ist. Er ist eher aufbrausend und unerfahren mit seinen vielleicht 18 Jahren und sorgt regelmäßig für neue Probleme. Dann hätten wir da noch Catara, meine Lieblingsfigur im Buch. Sie ist die Assassine der Königin und kann die Gestalt ihrer Opfer annehmen, indem sie von ihrem Fleisch isst. Zwar macht sie zu Beginn noch einen kalten und skrupellosen Eindruck, doch erlaubt der Autor nach einer Weile auch Einblicke hinter diese Fassade.
Und als Letzte im Bund kommt Kela, eine Halbdämonin in die Runde. Sie mochte ich am Wenigsten, weil ihre vorlaute Art und ihr teilweise unnötig biestiges Wesen einfach sehr unsympathisch sind.
Was ich an den Figuren dieses Buches allerdings besonders mochte, waren ihre Entwicklungen. Sie alle zeigen schnell, dass sie nicht das sind, wofür ich zu zu Beginn gehalten habe. 

SCHREIBSTOL: 
Ich muss gestehen, ich hatte direkt nach Erhalt des Buches bereits ein paar Seiten gelesen und es dann für längere Zeit wieder zur Seite gelegt. Mittlerweile verstehe ich aber gar nicht mehr warum, denn der Autor hat einen sehr einnehmenden Schreibstil und hat eine sehr authentische Welt mit Charakteren geschaffen, die in keine Form passen.

 

INHALT: 
Die Welt, in der „Die Dämonenkriege“ spielt, ist eine zerbrochene Welt.- Wortwörtlich. Sie besteht aus Bruchstücken eines großen Ganzen (Mir erschien es wie unsere Welt, nur in ferner, ferner Zukunft...), die über heiße Ströme miteinander verbunden sind wie schwebende Inseln. Diese „Inseln“ haben sich in zwei Parteien gespalten: Den Fünferbund und die Freien Reiche. Als die Herrscher der jeweiligen Inseln sich auf (eigentlich) neutralem Boden zu Verhandlungsgesprächen treffen, kippt jedoch der künstliche Frieden, denn Ishans Vater, der König von Sharigor, wird hinterrücks ermordet. Dass sich der Mörder buchstäblich in Luft auslöst und man Ishan allein mit der Leiche des Königs findet, führt logischerweise sofort zu seiner Verhaftung. Durch die Hilfe von Catara kommt er jedoch nach einer Weile wieder aus dem Gefängnis und stürzt sich sofort in das nächste gefährliche Abenteuer: Den Mörder seines Vaters dingfest machen und die eigene Unschuld beweisen. Dabei trifft er auf Ryk, der selbst auf der Suche nach Beweisen dafür ist, dass die Dämonen zurück in die Schwebenden Reiche gekommen sind, die eigentlich als sicher gelten. Kurze Zeit später stößt Kela zu der kleinen Gruppe dazu.
Dadurch, dass alle Hauptfiguren recht schnell zueinanderfinden (lediglich Catara geht immer wieder ihre eigenen Wege), bildet sich schnell ein konstanter Kern. Wie ich finde, ist das recht untypisch für High Fantasy, denn der lebt meistens davon, dass die Charaktere die Handlung aus verschiedenen Perspektiven und Welten erleben und man so ein möglichst großes Bild der Gesamtsituation bekommt. Auch ist die Anzahl der Figuren in „Die Dämonenkriege“ gering gehalten, denn neben den genannten Hauptfiguren tauchen nur wenige weitere wichtige Personen auf, die allerdings nur kurze Auftritte bekommen. An sich finde ich das sogar ganz gut, denn so muss man sich nicht immer wieder durch Personenverzeichnisse suchen oder ewig puzzlen, wer nun wer ist und was mit wem macht. Ich denke, dass gerade High-Fantasy-Beginner oder jene, die ihn wegen der vielen Figuren und oft wirren Beziehungen gemieden haben, diese Tatsache durchaus zu schätzen wüssten.
Außerdem ist dieses Buch frei von den meisten Stereotypen. Es gibt nicht „Das Abenteuer“, das alle Helden bewältigen müssen, um am Ende dafür zu sorgen, dass alles wieder gut ist. Es gibt nicht einmal so wirkliche Helden in dem Sinne. Denn alle vier haben ihre eigenen Ziele, gehen dabei ihre eigenen Wege (die oftmals nicht unbedingt die optimalsten sind) und begehen auch oft genug Fehler. Lange Schlachten und Kämpfe sucht man in dieser Story auch vergebens. Zwar gibt es hin und wieder mal kleinere Gefechte, Morde oder Jagden, doch arten die nie wirklich aus. Daher war ich sogar ziemlich überrascht, als die letzten Kapitel immer blutiger und dämonischer wurden.
Selbstverständlich gibt es trotzdem einige Punkte, in denen „Die Dämonenkriege“ durch und durch High Fantasy ist. Zum Beispiel „Der Böse“. Der ist nicht nur low-key-irre und sorgt damit immer wieder dafür, dass man ihn weniger und weniger leiden kann, sondern auch völlig unberechenbar und damit wirklich nicht zu unterschätzen, auch, wenn man anfangs dazu tendiert.
Der Autor hat außerdem für ein wirklich nervenaufreibendes Ende gesorgt, dass völlig unerwartet kam und große Wendungen für Band zwei verspricht.