Rezension

Autobiografische romanhafte Episoden aus Kindheit und Jugend einer Schriftstellerin

Rosie - Rose Tremain

Rosie
von Rose Tremain

Autobiografische Episoden aus Kindheit und Jugend einer Schriftstellerin aus dem England der Nachkriegszeit, leicht zu lesen

Rose Tremain, Autorin etlicher Romane, erzählt Episoden aus ihrer Kindheit und Jugend, leicht und locker zu lesen. Doch die anfängliche bildhaft geschilderte Ferien-Idylle im Herrenhaus ihrer Großeltern auf dem Lande, die Abenteuer der Kinderzeit, die Gerüche und die visuellen Eindrücke, die ihr Heimat bedeuten, schlagen schnell um, auch für den Leser, der von ihren lieblosen Eltern erfahren muss, die nicht in der Lage sind oder vielleicht eher keine Lust haben, die Verantwortung für ihre beide Töchter wahrzunehmen. Wie gut, dass es eine liebevolle Nanny gibt, die das kompensiert. Aber ein Schatten wird wohl auf dem Leben desjenigen zurückbleiben, der die Gleichgültigkeit seiner Eltern erleben muss.

Um so erstaunlicher, dass die erzählten Episoden kein bisschen verbittert, sondern eher versöhnlich klingen. Rose Tremain erzählt von ihrer Zeit in einem englischen Internat (kalt und wenig zu essen) und einem Mädchenpensionat in der französischen Schweiz, das sehr nach privilegiertem Töchterlein klingt. Genfer See und Ski fahren in Les Diablerets – da könnten man fast neidisch werden.

Die Autorin scheint musisch begabt zu sein, erzählt mir aber etwas zu ausführlich von der Musik und vom Malen. Lieber hätte ich mehr darüber erfahren, wie sie zum Schreiben gekommen ist, was es ihr bedeutet. Es kommt zwar vor, aber in meinen Augen ist es zu wenig. Lediglich die Fußnoten (die mir sehr gefallen haben) geben Auskunft darüber, wie sie die Episoden ihres Lebens in ihre Romane eingearbeitet hat.

Auch mit dem Ende bin ich nicht zufrieden. Es ist sicher schwer, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, wann eine Kinder- und Jugend-Autobiografie aufhört, aber den gewählten Zeitpunkt 'nach der Schweiz' fand ich ungünstig. Wie es danach weitergeht, wird kurz in einem Nachwort erwähnt und klingt fast so, als habe die Autorin keine Lust mehr gehabt weiter zu schreiben oder als wolle sie das viellleicht in einem weiteren Band thematisieren.

Positiv hervorzuheben sind zwei Fototeile in der Mitte, die das Erzählte illustrieren und so ein noch besseres Bild vermitteln. Dieses Buch ist trotz der elterlichen Lieblosigkeit ein leicht und locker zu lesendes Buch für zwischendurch.