Rezension

Autor verzettelt sich

Der Weg in die Schatten - Brent Weeks

Der Weg in die Schatten
von Brent Weeks

Bewertet mit 2 Sternen

~~Manchmal ist das ja so. Da macht man sich frohen Mutes an einen dicken Fantasyschinken und harrt einfach erstmal der Dinge, die einem der Autor da so präsentiert. Am Anfang hat der Autor auch alles richtig gemacht: Er eröffnet sein Buch mit einer Szene, die mich sofort gefangen genommen hat. Sehr detailverliebt beschreibt er, wie der Junge Azoth in den Matsch und Unrat unter einem Stelzenhaus kriecht, dort nach ein bisschen Geld sucht, um die nächsten Tage überleben zu können. Es ist dunkel, es ist kalt, es ist dreckig, es stinkt. Und genauso sieht auch Azoths Leben aus. Er ist ein Straßenkind in den Elendsvierteln von Cenaria, lebt mit einer Bande von Dieben und Bettlern, hat ständig Angst vor dem Anführer seiner Bande, der gerne schlägt und vergewaltigt. Kurzum, das Buch fängt düster an und lässt mich auf dark fantasy hoffen.

Doch als Azoth dann in die Lehre des Meuchelmörders Durzo Blint geht, kippt die story immer mehr. Der Autor verlässt den Pfad der plastischen Beschreibungen und klaren Worte. Stattdessen scheint er mir die eigentliche Geschichte aus den Augen zu verlieren, Azoths Geschichte. Zwar steht Azoth, nund Kylar genannt, nach wie vor im Mittelpunkt, doch statt seine Ausbildung zum Assassinen nachzuverfolgen, konzentriert der Autor sich auf m.E. nebensächliche Szenen. Diese verschwurbelte Erzählweise nimmt leider noch zu und hört auch nicht wieder auf. Irgendwann wusste ich nicht mehr, worum es in der Geschichte überhaupt ging, was im Fokus stand und worauf das Ganze abzielen sollte. Um eine Charakterentwicklung ging es ganz sicher nicht, denn Azoth aka Kylar bleibt genauso, wie er als Junge auch war. Man müsste doch annehmen, dass ein junger Mensch, zu dessen Alltag es gehört, Menschen zu töten, irgendwelche Veränderungen durchmacht. Töten macht doch etwas mit jemanden! Dies wird leider überhaupt nicht thematisiert. Bei Durzo Blint ist es leider das gleiche: Wer er letztlich ist, was ihn ausmacht, ihn antreibt, wird nur ganz oberflächlich thematisiert.

Leider auch kein guter Schachzug: Das Auftauchen magischer Gegenstände, die ganz plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen und das Geschehen bestimmen: Kugeln, die Magie verstärken und unsterblich machen, ein Schwert, das unsagbar mächtig ist. Leider wird nichts davon innerhalb der Geschichte vorbereitet, der Leser muss sich aus dem Nichts mit ihnen abfinden.

Beim Lesen habe ich mich manchmal gefühlt, als würde ich Bedienungsanleitungen lesen und sie nicht verstehen. Der Schreibstil des Autors ist bisweilen einfach unverständlich, oftmals konnte ich mir bildlich nicht vorstellen, wie ein Raum aussieht, wie eine Vorrichtung funktioniert oder wo sich die Personen gerade befanden. Auch Dialoge kann er nicht ...

Schade, das Buch hat so gut angefangen, doch dann entwickelt es sich ganz schnell zum Liebestöter. Die Reihe ist für mich hier zu Ende.

2 von 5 Sternen